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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
26. WOCHE - MITTWOCH

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UM CHRISTUS ZU FOLGEN

Nachfolge und Bereitschaft zur Loslösung.
Innere Freiheit gegenüber dem Konsumdenken.
Was Loslösung im Alltag bedeutet.

I. Der Mann, der im heutigen Evangelium zu Jesus spricht, ist fest entschlossen, ihm zu folgen. Wunsch und Bitte verbinden sich in seinen Worten: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Der Herr weist ihn nicht ab, er sagt ihm aber auch nicht gleich: Nun also, folge mir. Christus kennt die Herzen der Menschen. Vielleicht sah er, daß dieser begeisterte Anhänger seinen Entschluß in einem inneren Reifungsprozeß noch vertiefen mußte. Deshalb macht er ihn zuerst auf die Konsequenzen echter Nachfolge aufmerksam: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.

Wir wissen nicht, wie jener reagiert hat. Vielleicht hat er seine Bitte bekräftigt, vielleicht ist er nachdenklich geworden, weil er gemerkt hat, daß sein Wunsch, wenngleich redlich, doch noch auf zu schwachem Fundament ruhte.

Dem Herrn genügt nicht der bloße Wunsch zur Nachfolge, getragen vielleicht von Gefühlsüberschwang, aber naiv, weil die Niederungen des Alltags unbekümmert außer acht lassend. Von Anfang an schenkt er jenen, die seine Jünger werden wollen, klaren Wein ein. Sie sollen eine gereifte, kluge Entscheidung treffen.

Die damalige Situation jetzt im Gebet erwägend, erkennen wir in der Mahnung des Herrn einen Hinweis, daß zur Nachfolge die Bereitschaft gehört, auf ein bequemes Leben und - wenn nötig - auch auf an sich legitime irdische Güter zu verzichten.

Vor allem ist eine souveräne Art im Umgang mit irdischem Besitz wichtig. Der Jünger Christi soll die Dinge dieser Welt gebrauchen, aber nicht ihr Sklave werden. Papst Johannes Paul II. mahnt uns: »Der Mensch kann nicht auf sich selber verzichten noch auf den Platz, der ihm in der sichtbaren Welt zukommt; er darf nicht Sklave der Dinge, Sklave der Wirtschaftssysteme, Sklave der Produktion, Sklave der eigenen Produkte werden.«2 Es gibt geschichtliche Epochen - und die unsere gehört dazu -, in denen die Einstellung des Menschen sich mehr auf das »= 2. Es gibt geschichtliche Epochen - und die unsere geh”rt dazu -, in denen die Einstellung des Menschen sich mehr auf das Haben« als auf das »Sein« richtet. Vor diesem Hintergrund klingen die heutigen Worte des Herrn besonders hart. »Nicht das Verlangen nach einem besseren Leben ist schlecht, sondern falsch ist ein Lebensstil, der vorgibt, dann besser zu sein, wenn er auf das Haben und nicht auf das Sein ausgerichtet ist. Man will mehr haben, nicht um mehr zu sein, sondern um das Leben in Selbstgefälligkeit zu konsumieren.«3

Der Herr möchte dem, der ihm folgen will, sagen: Du mußt bereit sein, im Geist der Armut und Loslösung zu leben, du mußt also, wenn du jetzt Ja zu meiner Nachfolge sagst, diese Armut und diese Loslösung im voraus wollen, sie lieben, dein Herz frei von irdischen Anhänglichkeiten halten. Du wirst auch dann den Geist der Armut lieben müssen, wenn du mit irdischen Gütern gesegnet bist, denn die christliche Sicht der Loslösung und der Armut richtet sich nicht nach materiellen Kriterien, sondern nach dem inneren Grad der Freiheit: »Die Armut, die Jesus für selig erklärt hat, ist jene Armut, die in Loslösung, Gottvertrauen, Zurückhaltung und Bereitschaft zu teilen besteht«4. Wie der Apostel Paulus schreibt: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluß leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hunger, Überfluß und Entbehrung. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.5

II. Jesus hat nicht von allen Menschen, die gläubig wurden, diesselbe Art der Nachfolge gefordert. Ihm so unmittelbar zu folgen wie damals, als er auf Erden weilte, erforderte seitens jener, die ihn auf seinen Wegen begleiteten, sich von allen Bindungen freizumachen. Der Kern dieser Forderungen bleibt auch dann gültig, wenn die Nachfolge nicht mehr in einem Zurücklassen aller materiellen Dinge besteht.

Wahre Armut ist für einen Christen die Loslösung im Herzen, das innere Freisein vom »Habenwollen«. Wahre Armut ist deshalb mit dem exzessiven Streben nach Gütern, mit existentiellen Zukunftsängsten, die zum Horten von Besitz führen, oder mit der Zurschaustellung des eigenen Wohlstands unvereinbar. »Das Streben nach einem angemessenen Auskommen ist legitim. Die Grenze zwischen Angemessenheit und Luxus freilich ist fließend. Johannes Paul II. schreibt: »Bei der Entdeckung neuer Bedürfnisse und neuer Möglichkeiten, sie zu befriedigen, muß man sich von einem Menschenbild leiten lassen, das alle Dimensionen seines Seins berücksichtigt und die materiellen und triebhaften den inneren und geistigen unterordnet. Überläßt man sich hingegen direkt seinen Trieben, unter Verkennung der Werte des persönlichen Gewissens und der Freiheit, können Konsumgewohnheiten und Lebensweisen entstehen, die objektiv unzulässig sind und nicht selten der körperlichen und geistigen Gesundheit schaden.«6 Deshalb wird einer, der als Jünger Christi leben will, sich vieles versagen, was er sich leisten könnte. Sein Lebensstandard wird bestimmt von der christlichen Würde innerer Freiheit, nicht von den Zwängen der Werbung, von einem mondänen Lebensstil oder von modischer Schnellebigkeit. Solch innere Haltung des Freiseins schenkt eine Unabhängigkeit, die sich auch in Zeiten der Not - wenn sie einmal kommen - bewährt. Es ist die Erfahrung, die Josemaría Escrivá schildert: »Ich schreibe diese Worte für dich ab, weil sie dir helfen können, den Frieden zu finden: >Meine finanzielle Situation ist so prekär wie nie zuvor. Aber ich verliere die innere Ruhe nicht. Denn ich bin absolut sicher, daß Gott, mein Vater, diese ganze Angelegenheit auf einen Schlag lösen wird.

In Deine gütigen Hände, Herr, will ich die Sorge um alles legen, was mein ist. Unsere Mutter - Deine Mutter - hat Dir sicherlich schon wie damals in Kana die Kunde gebracht: Sie haben nichts mehr! ... Jesus, ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Nichts will ich für mich. Alles, worum ich bitte, ist für die anderen bestimmt.<«7

III. Wir wollen Christus nahe folgen, seine Worte beherzigen, sein Leben nachahmen. Was bedeutet dann Loslösung im Alltag? Ein geistlicher Autor gibt uns folgenden Hinweis: »Ein klares Zeichen echter Loslösung ist, daß man nichts - wirklich nichts - als Eigentum betrachtet.«8 Nichts als Eigentum betrachten ... So gehört zu einer richtig verstandenen christlichen Armut der schonende Umgang mit den Gütern, über die wir verfügen; die Pflege der Kleidung, die rechtzeitige Reparatur eines Möbelstücks, großzügig zu spenden, Almosen zu geben...

Ein weiterer Hinweis: sich vom Überflüssigen freimachen. Manchmal häufen sich Dinge in Schränken, Schubladen oder Abstellkammern, Kleidung, Sportsachen, Schreibutensilien, Haushaltsgerät und dergleichen mehr. Solche Dinge werden wohl nicht zu Götzen, aber sie sind Ballast, und vor allem schaffen sie eine spießige Atmosphäre um uns. Daher die Mahnung: »Im Alltagsleben müssen wir viel von uns fordern, damit wir uns nicht bei falschen Sorgen und künstlichen Bedürfnissen aufhalten, die wir selbst erfinden; sie stammen meist aus Einbildung, Launenhaftigkeit, Bequemlichkeit und aus der Trägheit des Geistes. Wir sollen schnellen Schrittes Gott entgegengehen, und dazu ist es nötig, hinderlichen Ballast abzuwerfen.«9

Das Wort des Herrn im heutigen Evangelium erreicht jeden in seiner konkreten Lebenssituation. Bei aller Vielfalt der Umstände, bleibt eins gemeinsam: »Hänge dein Herz nicht an Vergängliches! Laß Christus dir Vorbild sein, der um unsertwillen die Armut wählte und nichts besaß, wohin er sein Haupt hätte legen können.

Bitte ihn darum, daß er dir mitten in der Welt die wirkliche, uneingeschränkte Loslösung von den irdischen Dingen gewährt.«10

9,57-69. - Johannes Paul II., Enz. Redemptor hominis, 16. - Johannes Paul II., Enz. Centesimus annus, 36. - vgl. Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über die christliche Freiheit und die Befreiung, 22.3.86, 66. - 4,12-13. - Johannes Paul II., Enz. Centesimus annus, 36. - J.Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.807. - ebd., Nr.524. - ders., Freunde Gottes, 125. - ders., Im Feuer der Schmiede, Nr.523.

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