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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
15. WOCHE - FREITAG

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christus, unser osterlamm

Das jüdische Paschafest.
Beim Letzten Abendmahl.
Die heilige Messe.

I. »Gott spricht zum Menschen durch die sichtbare Schöpfung. Der materielle Kosmos bietet sich dem Verstand des Menschen dar, damit er in ihm die Spuren seines Schöpfers wahrnehme. Licht und Nacht, Wind und Feuer, Wasser und Erde, Bäume und Früchte sprechen von Gott und versinnbildlichen zugleich seine Größe und seine Nähe.«1 Ähnlich wie wir die Dinge nur im Licht sehen können, spricht in der ganzen Schöpfung eine verborgene, »höhere« Gegenwart mit, die erst im Glauben faßbar wird. Da der Mensch zugleich leiblich und geistig ist, bedient sich die Liturgie der Kirche der Zeichen und Symbole. »Ihre Bedeutung wurzelt, gemäß der göttlichen Heilspädagogik, im Schöpfungswerk und in der menschlichen Kultur.«2 Ganz deutlich wird dies in der jüdischen Paschafeler, deren Entstehen das Thema einer der heutigen Lesungen ist.3

Entstehungsgeschichtlich bringt man die Schlachtung eines Lammes mit einem uralten religiösen Brauch von Hirtenstämmen, das ungesäuerte Brot mit der Kultur von Ackerbauern in Zusammenhang. Als eine Art natürlicher Gottesverehrung wurden sie seit der Nacht des Auszugs aus Ägypten nach Gottes Willen zu Elementen des jährlichen Paschafestes zur Erinnerung an das Heilshandeln Gottes an seinem Volk. »Das auserwählte Volk erhält von Gott besondere Zeichen und Sinnbilder, die sein liturgisches Leben kennzeichnen. Es sind nicht mehr bloß feierliche Darstellungen der Kreisläufe im Kosmos und nicht bloß gesellschaftliche Gesten, sondern Zeichen des Bundes und Symbole der Großtaten Gottes für sein Volk.«4

Das Volk Israel gedachte Jahr für Jahr beim ersten Frühlingsvollmond des Pascha, des Vorübergangs des rettenden Gottes, der sein Volk aus der Sklaverei befreite. Daran schloß sich unmittelbar das siebentägige Fest der Ungesäuerten Brote an. »Um die Mittagsstunde des 14. Nisan mußte alles mit Sauerteig gebackene Brot aus dem Hause sein. Am übrigen Tag sowie an den sieben folgenden Festtagen kam nur ungesäuertes Brot auf den Tisch (...). Das Paschalamm durfte nur am Ort des Heiligtums geschlachtet und in Jerusalem gegessen werden.

Am Nachmittag des 14. Nisan vollzog der Eigentümer oder sein Beauftragter die Schlachtung des Paschalammes im Tempel. Das Blut sammelten die Priester in Schalen und gossen es am Fuß des Brandopferaltares aus. Während dieses Sühnerituals sangen die Leviten die Psalmen 113 bis 118, das sogenannte Hallel.«5 Ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm soll das Opfertier sein, das Zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern gegessen wird. Jahr für Jahr erinnerte das ungesäuerte Brot an die Eile des Aufbruchs, die herben Kräuter an die Bitternis der Sklaverei.

»Sowie die Sterne am Himmel deutlich wurden, begann das Mahl. Ursprünglich standen die Essenden, reisefertig, nach der ersten Vorschrift. Später wurde aus der strengen Gedächtnisfeier ein Freudenmahl, das sich länger ausdehnte, so daß die Tischgenossen, der allgemeinen Sitte gemäß, zu Tische lagen. Im Laufe des Abends segnete der Hausherr den Tischgästen ungesäuertes Brot und bittere Kräuter; der erste Teil des großen Lobpreises, des Hallel, wurde gesprochen und dann das Lamm verzehrt. Nach Abschluß des Mahles wurde der dritte Becher gemischt und gesegnet. Darauf der vierte; und dann brachte der zweite Teil des Hallel die Feier zu Ende. So pflegte auch Jesus im Kreis der Seinen, der eine Festgemeinde bildete, das Pascha zu begehen.«7 Er - »= 6 Er - das Osterlamm, das Sinnbild der Erlösung Israels beim ersten Pascha= 7 - gab dem Pascha des Gottesvolkes die ersehnte Erfüllung.«8 - gab dem Pascha des Gottesvolkes die ersehnte Erfüllung.

II. Petrus und Johannes hatten alles für die Feier hergerichtet. Sie begann mit einem Wort des Herrn, erfüllt von liebender Sehnsucht und von Abschiedsschmerz: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen8. Dann heißt es: Er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein, und verteilt ihn untereinander. »Der Kelch, von dem Lukas zuerst spricht, ist der dritte Becher des Passah-Ritus. Jesus segnet ihn, gibt ihn weiter, und wir hätten nach einer schönen Erklärung hinter dem Wort >nehmt hin und teilt ihn unter euch< zu ergänzen >zum letzten Mal nach altem Brauch<. Dann nimmt er das Brot, segnet es, bricht es, und was er ihnen gibt, sind nicht mehr bloße Stücke vom ungesäuerten Brot der Osterzeit. Er nimmt den Kelch, segnet ihn, und was er ihnen gibt, ist nicht mehr nur eine der heiligen Trankspenden des Passah, sondern das Geheimnis des Neuen Bundes, der in dieser Stunde errichtet wird. Alles aber soll nicht nur Feier einer hohen, vorübergehenden Stunde sein, sondern Stiftung für alle Zeit; immer neu begangen, bis das Reich Gottes erfüllt wird, und der Herr sie selbst wieder mit den Seinen in der offenen Herrlichkeit der Neuen Schöpfung begehen wird.«9

Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! (...) Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.10 Was ist geschehen? Mit diesen Worten wird das Opfer des folgenden Tages auf Golgota sakramental vorweggenommen. Das alte Pascha ist zur Erfüllung gelangt und jene Versöhnung mit Gott, die in den Naturreligionen geahnt und in den alttestamentlichen Opfern ersehnt wurde, vollendet. Christus »gibt den Geschehnissen und Zeichen des Alten Bundes, vor allem dem Auszug aus Ägypten und dem Pascha, einen neuen Sinn, denn er selbst ist die Bedeutung all dieser Sinnbilder.«11 Als neues Opferlamm begründet er mit seinem Opfer eine neue Wirklichkeit. Eine der Präfationen für die Osterzeit preist sie so: »Er ist das wahre Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Durch seinen Tod hat er unseren Tod vernichtet und durch seine Auferstehung das Leben neu geschaffen.«12

Alle anderen symbolischen Elemente des alten Paschafestes erhalten in der neuen Wirklichkeit von Christus her einen neuen Sinn. Wir können die bitteren Kräuter in Beziehung zur Bitternis der Passion setzen, und ebenso zum Schmerz unseres eigenen Lebens. Und das Symbol der ungesäuerten Brote wird für Paulus zum Symbol eines in Christus erneuerten Lebens: Ihr seid ja schon ungesäuertes Brot, denn als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden. Laßt uns also das Festmahl nicht mit dem alten Sauerteig feiern, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit.13 Auch das Fest selbst erscheint in neuem Licht. Nachdem der Herr uns so reich beschenkt hat, sagt der Kirchenvater Johannes Chrysostomos, »solltet ihr nicht in ständiger Feststimmung all die Tage eures irdischen Lebens sein? Weit von uns sei jede Bedrückung wegen Armut, Krankheit oder Verfolgung. Das gegenwärtige Leben ist Festzeit.«14

III. Wie können wir das Geheimnis des Glaubens beim Letzten Abendmahl ein wenig erhellen? In der Theologie des Opfers unterscheidet man den Opferwillen (oblatio) und den Opfervollzug (immolatio). Das ganze Leben des Herrn war von Anfang an eine einzige, immer neue oblatio: Der Herr kommt, um Gottes Willen zu erfüllen15 und um sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele16. Er sehnt sich nach dem Augenblick, in welchem die Taufe, mit der er getauft werden soll, schon vollzogen sein wird17. Der Opfervollzug ist die einmalige, historische, unwiederholbare Handlung am Kreuz, die das große Werk der Erlösung bewirkt. Aber Jesus nahm beim Letzten Abendmahl auf sakramentale Weise das Opfer von Kalvaria vorweg: mein Leib, für euch hingegeben; mein Blut, für euch vergossen. Deshalb ist die heilige Messe Opfer, Vergegenwärtigung des Opfers Christi. In ihr leben auf ewig die Opferliebe, der Opferwille, die Opferhingabe Christi. Sie ist nicht nur eine oblatio, sie trägt in sich auch eine immolatio: den Opfervollzug der Kirche. »Uns kommt es zu, ein Ja zu sagen zu dem, was der Herr für uns geopfert hat. Das geschieht in der heiligen Messe. In ihr geben wir uns in Christi einmalige Opfertat hinein und lassen davon unser Leben als ständig neuen Opfervollzug geformt sein.«18

Das Tut dies zu meinem Gedächtnis bedeutet etwas anderes als nur eine »Gedenkfeier« die zurückblickt. Es öffnet vielmehr das Geheimnis der Liebe und Hingabe Christi auf die Zukunft hin; es soll bis zum Ende aller Zeiten erneuert werden. »Wer zur heiligen Messe geht, nimmt teil an einer Gedenkfeier, wo er aber den Bedachten persönlich trifft, als wäre es eine Gedächtnisstunde für einen >Verstorbenen<, der lebt und herrscht und selber unter den Seinen das Wort ergreift und den Tisch bereitet.«19

Die Akklamation nach der Wandlung - Geheimnis des Glaubens - soll in unserem Alltag fortwirken: »Bemühe dich mit allen Kräften darum, daß das heilige Meßopfer Mitte und Wurzel deines inneren Lebens ist. Der ganze Tag wird so - zuerst als Verlängerung der vergangenen heiligen Messe, dann als Vorbereitung auf die kommende - zu einem Gottesdienst, der sich immer neu entfaltet: in Stoßgebeten, im Aufsuchen des Altarsakramentes, in der Darbringung deiner beruflichen Arbeit und deines Familienlebens.«20

Die heilige Messe soll Mitte, Wurzel, Quelle und Zenit unseres Lebens und unserer täglichen Werke sein. Schließen wir unsere Zeit des Gebetes mit einem Hinweis auf das Gebet bei der Darbringung von Brot und Wein: es geht auf das jüdische Tischgebet zurück und ist »von der Erinnerung an das österliche Tischgebet Israels erfüllt, das beim Auszug aus Ägypten gesprochen wurde im Blick auf das Opferlamm, das geschlachtet worden war. (...) Da die jüdische Familie betete: >Gepriesen bist du, Herr und Gott...<, sprach diese Worte auch die heilige Familie Jesus, Maria und Josef zu Nazaret und in Betlehem und in der ägyptischen Verbannung. (...) Vermutlich galt damals schon die Sitte: Vorbeterin ist die Mutter der Familie, wie sie auch beim Abendgebet die Lichter am siebenarmigen Leuchter anzündet. Dann darf sich unsere Vorstellung der Gottesmutter Maria zuwenden und sie als unsere Vorbeterin erkennen.«21

1 Katechismus der Katholischen Kirche, 1147. - 2 ebd., 1145. - 3 Ex 11,10-12.14. - 4 Katechismus der Katholischen Kirche, 1150. - 5 G. Kroll, Auf den Spuren Jesu, Stuttgart 1988, S. 311-312. - 6 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S. 436. - 7 Katechismus der Katholischen Kirche, 608. - 8 Lk 22,15. - 9 R. Guardini, a.a.O., S. 437. - 10 Lk 22,19-20. - 11 Katechismus der Katholischen Kirche, 1151. - 12 Präfation für die Osterzeit I. - 13 1 Kor 5,7-8. - 14 Johannes Chrysostomos, Homilie zum 1. Konrintherbrief, 5,7. - 15 vgl. Hebr 10,7. - 16 Mk 10,45. - 17 vgl. Lk 12,49-50. - 18 Th. Schnitzler, Was die Messe bedeutet, Freiburg 1976, S. 35. - 19 ebd., S. 28. - 20 J. Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr. 69. - 21 Th. Schnitzler, a.a.O., S. 123.

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