Spanisch Deutsch Portugiesisch ---- Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch
Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
2. WOCHE - MONTAG

10

Der alte und der neue bund

Verheißung und Erfüllung.

Die Kirche als Mysterium.

Die heilige Kirche der Sünder.

 

I. Mit dem Beginn des Neuen endet der Alte Bund. Alt, nicht als wäre er für uns nicht mehr von Belang; er war nach Gottes Heilsplan darauf ausgerichtet, das Kommen Christi und das Kommen des messianischen Reiches vorzubereiten, und ist als erfüllte Wirklichkeit und als Bekräftigung der Treue Gottes weiter präsent. Als Jesus mit seinem Blut - dem Blut des Bundes1 - den Alten Bund aufhob, wurde das Vergangene für die Christen nicht inexistent: Abraham ist der Vater aller Glaubenden2, die Alten sind eine Wolke von Zeugen3, die uns auch heute umgibt. In der Liturgie und im persönlichen Gebet benutzen wir oft Worte, die ihre Gebetsworte waren - auch das Magnificat Marias speist sich aus alttestamentlichen Gebeten. Und Jesus selbst betet oft mit Psalmworten bis hin zu jenem Augenblick, da er sein Leben aushaucht.4 Wie nahe stehen wir den Betern des Alten Bundes, wenn wir Psalmen beten, die schon Jesus und Maria gebetet haben!

Die Evangelisten betonen oft die Erfüllung der alten Verheißung in Christus. Der Herr sagt es einige Male deutlich: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.5 Der heilige Augustinus schreibt in seiner rhetorisch geschliffenen Art: »Das Neue Testament ist im Alten verhüllt, das Alte wird im Neuen enthüllt.«6 Die Kirche lehrt: »Das Alte Testament ist ein unaufgebbarer Teil der Heiligen Schrift. Seine Bücher sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert, denn der Alte Bund ist nie widerrufen worden.«7

Die Schriften des Neuen Testaments »bieten uns die endgültige Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Ihr zentrales Thema ist Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, seine Taten, seine Lehre, sein Leiden und seine Verherrlichung sowie die Anfänge seiner Kirche unter dem Walten des Heiligen Geistes.«8 In ihnen kommt das Wort Gottes »zu einzigartiger Darstellung und Kraftentfaltung«9 Wenn Jesus sich als Sohn Gottes weiß und bekennt und dennoch mit uns zu Gott Vater sagt, zeigt er uns den Gott Israels, den Vater der Völker, Schöpfer aller Dinge und Herrn der Welt, in einem neuen Licht: »Einerseits nennt dieser Mensch Gott seinen Vater, spricht zu ihm als einem Du, das ihm gegenübersteht; (...) andererseits aber ist er selbst die wirkliche, uns begegnende Nähe Gottes; die Vermittlung Gottes an uns und dies gerade dadurch, daß er selbst Gott als Mensch, in Menschengestalt und -wesen: der Gott-mit-uns (Emmanuel) ist.«9 Wenn er dann den Heiligen Geist verkündet und den Menschen den Zugang zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit öffnet, ist die unüberbietbare Tiefe des unzugänglichen Geheimnisses erreicht. Ein Kirchenvater verweist auf die liebevolle göttliche Pädagogik auf diesem Weg einer fortschreitenden Offenbarung: »Das Alte Testament verkündete den Vater offen, den Sohn mehr dunkel. Das Neue offenbarte den Sohn und ließ die Gottheit des Geistes erahnen. Jetzt wohnt der Geist unter uns und gewährt uns eine klarere Sicht von sich selbst. (...) Durch Fortschritte und Vordringen >von Herrlichkeit zu Herrlichkeit< wird das Licht der Dreifaltigkeit den schon mehr Erleuchteten aufstrahlen.«10

 

II. Wenn das Mysterium Gottes sich im Neuen Bund durch die Offenbarung der Dreifaltigkeit entfaltet, wird es noch unduchdringlicher als im Alten, gleichzeitig aber auch zugänglicher; denn jener, der uns Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart, ist der Sohn selbst, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater13. Aber er ist auch jener, von dem wir ebenso bekennen: Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er ist also einer von uns.

das Bild des unsichtbaren Gottes14, macht uns nicht nur die Abgründe des Göttlichen zugänglicher, sondern auch das Geheimnis des Menschen; dabei befreit er uns von der Gefahr, den Menschen nur horizontal zu sehen. Er öffnet den Blick für ein Menschenbild, das man außerhalb des Glaubens allenfalls ahnen, aber nicht begründen kann.

Alles, was der Herr tut und sagt, ist neu. Will man sein Tun nach irdischen Maßstäben beurteilen, bleibt es oft unverständlich, ist sogar anstößig: die Menschwerdung in Armut und Stille, die Wahl der Zwölf ohne Rücksicht auf erfolgversprechende Eigenschaften, und vor allem sein Tod am Kreuz.

Dies gilt auch für die Kirche, die er stiftet. Sie ist das neue Kleid und das neue Gefäß für den neuen Wein einer Offenbarung, die mit Jesus ihre Fülle erreicht. Man kann die Kirche als vornehme Mahnerin der Menschlichkeit, als notwendige Garantin einer Ethik, als sinnvolle Institution zum Wohlergehen der Menschen sehen - alles alte Kleider, alte Gefäße. Sie sagt von sich selbst viel mehr, sie versteht sich als »das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, das durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt wächst.«11

Die Kirche ist Mysterium, Geheimnis. Sie war »schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund (...) auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart«12 und wurde zur rechten Zeit sichtbar: »Als das Werk vollendet war, das der Vater dem Sohn auf Erden aufgetragen hatte (vgl. Joh 17,4), wurde am Pfingsttag der Heilige Geist gesandt, auf daß er die Kirche immerfort heilige und die Gläubigen so durch Christus in einem Geist Zugang hätten zum Vater (vgl. Eph 2,18).«13

Die große Schwierigkeit unserer Zeit gegenüber der Kirche ist die Neigung, ihr Geheimnis zu ignorieren und so für ihre einzigartige Sendung blind zu werden, nämlich: »den Blick des Menschen, das Bewußtsein und die Erfahrung der ganzen Menschheit auf das Geheimnis Christi zu lenken und auszurichten, allen Menschen zu helfen, mit dem tiefen Geheimnis der Erlösung, die sich in Jesus Christus ereignet, vertraut zu werden.«14 Es ist wahr, daß die Kirche zu jeder Zeit einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau der Kultur und zur Humanisierung der Welt, von der Antike bis in unsere Zeit, geleistet hat. Doch diese Früchte sind nur die Konsequenz der eigentlichen Früchte, die sie in ihren Gliedern hervorbringt: ein Leben in Heiligkeit. Durch die Kirche will sich Gott ein reines Volk schaffen, das ihm als sein besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun19.

 

III. Als »Mutter und Lehrmeisterin der Völker« ist die Kirche »von Christus Jesus dazu eingesetzt, alle, die sich im Lauf der Geschichte ihrer herzlichen Liebe anvertrauen, zur Fülle höheren Lebens und zum Heile zu führen. Dieser Kirche, der >Säule und Grundfeste der Wahrheit< (1 Tim 3,15), hat ihr heiliger Gründer einen doppelten Auftrag gegeben: Sie soll ihm Kinder schenken, sie soll sie lehren und leiten. Dabei soll sie sich in mütterlicher Fürsorge der einzelnen und der Völker annehmen in ihrem Leben.«20

Die Kirche ist heilig, weil sie durch Christus, ihr Haupt, geheiligt wird. Sie heiligt uns durch die Gnadenmittel, die Christus ihr anvertraut hat, und bringt Früchte in ihren Gliedern. Im Urchristentum war dieses Bewußtsein äußerst lebendig. Ein früher Autor hebt hervor, wie die heiligende Kraft, die aus der Kirche strömt, in den einzelnen Christen wirkt, so daß sie - ohne aufzuhören, in allen staatsbürgerlichen Aufgaben Bürger unter Bürgern zu sein - innerlich verwandelt werden: Die Christen - schreibt er - »sind im Fleische, leben aber nicht nach dem Fleische. Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. Sie gehorchen den bestehenden Gesetzen und überbieten in ihrem Lebenswandel die Gesetze. Sie lieben alle und werden von allen verfolgt. Man kennt sie nicht und verurteilt sie doch, man tötet sie und bringt sie dadurch zum Leben. Sie sind arm und machen viele reich; sie leiden Mangel an allem und haben doch auch wieder an allem Überfluß. Sie werden mißachtet und in der Mißachtung verherrlicht; sie werden geschmäht und doch als gerecht befunden. Sie werden gekränkt und segnen, werden verspottet und erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden wie Übeltäter gestraft; mit dem Tode bestraft, freuen sie sich, als würden sie zum Leben erweckt.«21

Schon in der Frühzeit des Christentums gab es Gläubige, die sich anstößig verhielten. Das Neue Testament selbst spricht davon.22 Aber ihre persönliche Armseligkeit vermag nicht die strahlende Heiligkeit der Kirche zu verdunkeln. Denn der letzte Grund für die Heiligkeit der Kirche ist Christus, der seine Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.23 Wieviele unsichtbare Früchte der Heiligkeit bringt auch heute die Kirche in ihren Gläubigen hervor: in der Mutter, die still ihre Aufgaben erfüllt, im Arbeiter, der auf Gott hin seine vielleicht glanzlose Arbeit verrichtet, im Studenten, der unter seinen Kommilitonen apostolisches Zeugnis gibt und, wenn nötig, auch gegen den Strom schwimmt, im Kranken, der sein Leiden Gott aufopfert...

Außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß die Kirche nicht nur aus jenen besteht, die noch unterwegs sind, sondern auch aus denen, die bereits im Himmel sind, und ebenso aus jenen, die in sicherer Erwartung der Freude des Himmels noch eine Läuterung durchmachen. In der Kraft der Gemeinschaft der Heiligen helfen sie uns, damit wir immer mehr Gründe für unsere Liebe zur Kirche finden. Wir schulden ihr Liebe für die Gnadenmittel, die sie uns gibt, besonders für die Sakramente, und da an erster Stelle für die Eucharistie, für das Priestertum, für die Liturgie, für die Treue zum Glauben, den sie durch die Jahrhunderte bewahrt hat.

»Der kann nicht Gott zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat.«24 Die Kirche ist Mutter - und wir sind ihre Töchter und Söhne. Wieviele Gebetsanliegen können wir mit der Liebe zur Kirche konkret verbinden: für den Papst, für die Bischöfe, für die Priester, für die Missionare, für die Laien, die Beruf und Gesellschaft = 24 Die Kirche ist Mutter - und wir sind ihre Töchter und Söhne. Wieviele Gebetsanliegen können wir mit der Liebe zur Kirche konkret verbinden: für den Papst, für die Bischöfe, für die Priester, für die Missionare, für die Laien, die Beruf und Gesellschaftals ihr apostolisches Feld betrachten, für die um des Glaubens willen Diskriminierten, für die Gutwilligen, die an ihr leiden, für die Böswilligen, die sie verfolgen...

Beten wir zu Maria, Mater Ecclesiae, zur Mutter der Kirche. Sie ist jene, »die für die Einheit der Gottesfamilie betet und die allen >vorangeht< an der Spitze des langen Zuges von Zeugen für den Glauben an den einen Herrn, der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist in ihrem jungfräulichen Schoß empfangen wurde.«25

 

Mt 26,28. - 2 vgl. Röm 4,11. - 3 Hebr 11,2; 12,1. - 4 vgl. Ps 22,2: Mk 15,34; Ps 31,6: Lk 23,46. - 5 Lk 4,21. - 6 Augustinus, Genesis-Kommentar, 2,73. - 7 Katechismus der Katholischen Kirche, 121. - 8 ebd., 124. - 9 II. Vat. Konz., Konst. Dei Verbum, 17. - 10 J. Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 1968, S.126. - 11 Gregor von Nazianz, Theologische Reden, 5,26. - 12 Mk 2,18-22. - 13 Das Große Glaubensbekenntnis. - 14 Kol 1,15. - 15 II. Vat. Konz., Konst. Lumen gentium, 3. - 16 ebd., 2. - 17 ebd., 4. - 18 Johannes Paul II., Enz. Redemptor hominis, 10. - 19 Tit 2,14. - 20 Johannes XXIII., Enz. Mater et Magistra, 1. - 21 Brief an Diognet, 5. - 22 vgl. 2 Kor 10-13; 2 Joh 7-11. - 23 Eph 5,25-27. - 24 Cyprian, Über die Einheit der katholischen Kirche, 6. - 25 Johannes Paul II., Enz. Redemptoris Mater, 30.

* Editions Wort (Inhaber von Urheberrechten) hat uns ermächtigt, tägliche Meditation auf bestimmte Benutzer zum persönlichen Gebrauch zu verbreiten, und wollen nicht ihre Verteilung durch Fotokopieren oder andere Formen der Distribution.