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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
28. WOCHE - SAMSTAG

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DIE SÜNDE WIDER DEN HEILIGEN GEIST

Worin die Sünde wider den Geist besteht.
Der Beistand des Heiligen Geistes.
Inmitten einer neuheidnischen Gesellschaft.

I. Das Wort aus dem Lukasevangelium, das wir in der heutigen Messe hören, ist hart: Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden. Noch härter klingt es bei Markus: ein solcher findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften.

Matthäus vermittelt uns einen Einblick in die konkrete Situation, in der dieses Wort fiel. Jesus hatte wieder einen Menschen geheilt, und viele fragten sich: Ist er etwa der Sohn Davids? Aber die Pharisäer wehren sich gegen das Augenfällige und erklären alles als Werk Satans: Nur mit Hilfe von Beelzebub, dem Anführer der Dämonen, kann er die Dämonen austreiben. Sie können die Tatsache nicht bestreiten, so suchen sie nach einer Erklärung, die ihnen erlaubt, ihre Feindschaft gegen Jesus aufrechtzuerhalten. Sie verweigern bewußt die Einsicht in die Wahrheit, sie sperren sich gegen die gottgewirkten Zeichen und die Gnade.

Der heilige Thomas erklärt »die Sünde gegen den Heiligen Geist als unvergebbar gemäß ihrer eigenen Natur, sofern sie das ausschließt, wodurch die Vergebung der Sünden bewirkt wird«5. Natürlich kann der unendlich barmherzige Gott jede Sünde vergeben, er vergibt aber nicht gegen den Willen des Menschen. Mit anderen Worten: dieser muß seine Sünde anerkennen.

Johannes Paul II. sagt, die Lästerung gegen den Heiligen Geist sei »die Sünde jenes Menschen, der sich auf sein vermeintliches >Recht< zum Verharren im Bösen - in jeglicher Sünde - beruft und dadurch die Erlösung verwirft. Ein solcher Mensch bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet.«6

Heute bitten wir den Herrn um Aufgeschlossenheit und um Demut, damit wir unsere Sünden und Verfehlungen anerkennen können. Wir bitten ihn um ein feinfühliges Gewissen. Wenn wir den Drang verspüren, auch die läßlichen Sünden zu bereuen, dann werden wir nicht so leicht die menschliche Schwachheit als Ausrede für ein grobes Gewissen gelten lassen. Wir bitten um die Gabe der heilsamen Gottesfurcht: »Wenn unser Blick getrübt ist und unsere Sehkraft schwindet, müssen wir dichter an die Lichtquelle herantreten: Christus hat uns gesagt, daß er das Licht der Welt ist und gekommen, um die Kranken zu heilen.«7

II. »Wenn der Herr Jesus zum Vater betet, >daß alle eins seien, wie auch wir eins sind< ( 17,20-22), und damit Horizonte aufreißt, die der menschlichen Vernunft unerreichbar sind, legt er eine gewisse Ähnlichkeit nahe zwischen der Einheit der göttlichen Personen und der Einheit der Kinder Gottes in der Wahrheit und der Liebe.«8 Stets ist im Tun Jesu der Heilige Geist wirksam, den der Herr beim Letzten Abendmahl deutlich als eine Person kennzeichnet, die vom Vater und vom Sohn verschieden ist. Er nennt ihn den Beistand9. Das griechische Urwort Paraklet bedeutet eigentlich »der Herbeigerufene« und meint ursprünglich den vor Gericht zu Gunsten eines Angeklagten Redenden, den Fürsprecher, den Helfer. Er ist unser Anwalt, Ratgeber, Tröster.

Er ist unser Helfer vor der Instanz des eigenen Gewissens und wenn die göttliche Barmherzigkeit im Bußsakrament über uns richtet. Er ist auch unser Ratgeber gegen die inneren Widerstände des Hochmuts: »Das Wirken des Heiligen Geistes, das auf das heilbringende >Offenlegen der Sünde< gerichtet ist, trifft im Menschen, der sich in einer solchen Situation befindet, auf einen inneren Widerstand, gleichsam auf eine undurchdringliche Wand seines Gewissens, auf eine seelische Verfassung, die sich sozusagen aufgrund einer freien Wahl verfestigt hat: Die Heilige Schrift nennt das gewöhnlich >Verhärtung des Herzens< (vgl. 81,13; 7,24; 3,5). In unserer Zeit entspricht dieser Verfassung des Geistes und des Herzens der Verlust des Gespürs für die Sünde«10.

Das Gegenteil zu dieser Haltung ist die Aufgeschlossenheit des Herzens, die Sensibilität des Gewissens. Dadurch verabscheuen wir nicht nur die Sünde - auch die kleinen Sünden -, sondern zeigen uns für die Eingebungen zum Guten empfänglich. Die Kirche erbittet »beständig von Gott die Gnade, daß der Mensch das rechte Gewissen nicht verliere und sein gesundes Gespür für das Gute und Böse nicht abstumpfe. Beides, Gewissenhaftigkeit und Empfindsamkeit, sind zutiefst mit dem inneren Wirken des Geistes der Wahrheit verbunden.«11

III. »Der Widerstand gegen den Heiligen Geist« schreibt Johannes Paul II., »findet leider in den verschiedenen Geschichtsepochen und besonders in unserer modernen Zeit auch ihre äußere Dimension, indem er sich als Inhalt der Kultur und der Zivilisation, als philosophisches System, als Ideologie, als Aktions- und Bildungsprogramm für das menschliche Verhalten konkretisiert. Dieser Widerstand findet seinen höchsten Ausdruck im Materialismus« er ist »die systematische und kohärente Weiterentwicklung jenes Widerstandes und Gegensatzes, den Paulus mit den Worten aufzeigt: >Das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist<, und wird oft zum Grundprinzip des persönlichen und gesellschaftlichen Handelns«12.

Nicht nur beim einzelnen, auch in der Gesellschaft schwindet das Gespür für die Sünde und - ineins damit - das Gespür für Gott. Unbekümmert werden Haltungen oder Ansichten, die dem christlichen sittlichen Empfinden entgegengesetzt sind, als wertneutrale Formen der Selbstverwirklichung dargestellt. Sensationslust oder Neugierde machen sittlich Verwerfliches - egal ob es sich um ein öffentlichkeitswirksames Verhalten oder um ein privates Tun handelt - interessant. Ob dadurch ein Mensch zugrunde geht, ob Familien zerbrechen, ob Ärgernis entsteht, interessiert dann nicht mehr. In einer Ansprache an die deutschen Bischöfe sagte Papst Johannes Paul II.: »Die allgemeine Anerkennung der sogenannten >Grundwerte<, die ein menschenwürdiges Zusammenleben ermöglichen, scheint in den modernen Gesellschaften immer mehr zu schrumpfen. Ein rücksichtsloses Streben nach Macht und Reichtum, ein ungezügeltes Geltungsbedürfnis und ein unkontrollierter Umgang mit der menschlichen Sexualität werden dem heutigen Menschen zunehmend zum Verhängnis und zum sittlichen Ruin.« Dadurch entwickelt sich ein Heidentum, das vielleicht schlimmer ist alsjenes, das die Urchristen zu überwinden hatten.

Wenn wir unser eigenes Leben beurteilen wollen, müssen wir uns von dieser frivolen Atmosphäre frei machen. Wie oft steht hinter dieser oder jener Meldung, die als interessant gilt, eine Beleidigung Gottes.

Der Papst fährt in jener Ansprache an die deutschen Bischöfe fort: »Bemüht Euch darum in der Verkündigung und in der Glaubensunterweisung mit Nachdruck um die Vermittlung authentischer sittlicher Normen. Seid besonders wachsam, wenn auch im Raum der Kirche moralische Verhaltensregeln propagiert oder faktisch verbreitet werden, die sich weitgehend den Triebbedürfnissen der Menschen anpassen, aber die wahre Freiheit eines Christen verraten. Verzicht und Geduld, Reifenlassen und Standfestigkeit dürfen nicht zu Fremdwörtern in unserem täglichen Leben werden.«l3

Inmitten eines oft verführerischen Ambiente sollen wir für das Wirken des Heiligen Geistes offen bleiben. Er schenkt uns die notwendige Unterscheidungsgabe. »Wer nach dem Geist leben möchte, in der Annahme und im Einklang mit seinem Heilswirken, muß notwendig die inneren und äußeren Neigungen und Forderungen des >Fleisches< (...) zurückweisen«14, sagt der Papst als Kommentar zu den Worten des Apostels: Das Begehren des Geistes aber richtet sich gegen das Fleisch.15

Auch wenn die Sünde wider den Geist unser christliches Leben nicht augenblicklich bedroht, besteht immer die Gefahr allmählicher Gewöhnung, unbemerkter Ansteckung. Da hilft nur, sich der Größe Gottes zu öffnen. In dem Augenblick, da Petrus die Größe Christi aufging, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Tod und Finsternis der Sünde erkennen wir nur im Hinschauen auf Christus, der Licht und Leben ist: Herr, du weißt alles, du weißt, daß ich dich liebe17

Bitten wir Maria, uns zu helfen, wach und offen für die Eingebungen des Heiligen Geistes zu sein: bitten wir sie um ein geschärftes Gewissen, um ein feinfühliges Gespür für das, was Gott beleidigt, um die Kraft, inmitten einer morbiden Zivilisation aus dem »Leben« zu leben und es weiterzugeben.

12,10. - 3,29. - 12,23. - 12,24. - Thomas von Aquin, Summa Theologica, II-II,q.14,a.3. - Johannes Paul II., Enz. Dominum et vivificantem, 46. - J.Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.158. - II.Vat.Konz., Konst. Gaudium et spes, 24. - vgl. 14,16; 14,26; 15,26; 16,7-14. - Johannes Paul II., Enz. Dominum et vivificantem, 47. - ebd. - ebd., 56. - Johannes Paul II., Ansprache an die deutschen Bischöfe, 16.1.1988, 4. - ebd. - 5,17. - 5,8. - 21,17.

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