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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
12. WOCHE - MITTWOCH

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gute früchte

Gottes Verheißungen an Abraham.
Echte und Scheinfrüchte.
Zeugnis in einer verweltlichten Atmosphäre.

I. Die Texte aus dem Wortgottesdienst der heutigen Messe lassen sich von der Schlußbitte im Tagesgebet her erschließen: Hilf uns, einander Gutes zu tun, damit wir nicht vergeblich leben, sondern Frucht bringen in Jesus Christus. Fruchtbar sein ...

Wie wir in der heutigen Lesung1 hören, erhält Abraham in einer Vision die göttliche Verheißung großer Fruchtbarkeit: Dein Lohn wird sehr groß sein. Der Patriarch mag zunächst - der alttestamentlichen Denkweise entsprechend - an irdische Güter gedacht haben; und so antwortet er mit einem Hinweis auf seine große Not, die auch den reichsten Lohn wertlos erscheinen läßt: Du hast mir ja keine Nachkommen gegeben; also wird mich mein Haussklave beerben. Aber Jahwe führte ihn hinaus. Wir stellen uns Abraham vor, wie er vor dem Eingang seines Zeltes den mit Sternen übersäten Himmel bestaunt: Zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst (...). So zahlreich werden deine Nachkommen sein.

Dann brachte Abraham ein Brandopfer dar. Es läßt erschaudern, wie der Patriarch aus dem Dunkel kommende Raubvögel verscheucht, dann in einen tiefen Schlaf fällt, während das Abendrot sich über die Erde senkt und auf einmal ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da sind, die zwischen den Opfergaben hindurchfahren. Dieses Opfer besiegelt die Verheißung.

Aus Abraham wächst »jenes Volk, dem der Bund und die Verheißungen gegeben worden sind und aus dem Christus dem Fleische nach geboren ist«2. Und in ihm wurzelt das neue Gottesvolk der Kirche, das »für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils« ist und »als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-16) in alle Welt gesandt«3 wird.

Die Kirche erkennt in der Verheißung an Abraham den Anfang ihrer Fruchtbarkeit, »die entfernte Vorbereitung der Sammlung des Gottesvolkes. (...) Die unmittelbare Vorbereitung beginnt mit der Erwählung Israels zum Gottesvolk. Israel wird erwählt, um das Zeichen der künftigen Sammlung aller Nationen zu sein.«4 Die Kirche greift in der heiligen Messe das Opfer unseres Vaters Abraham5 auf und bittet Gott, er möge versöhnt und gütig auf die reine, heilige, makellose Opfergabe6 schauen, die sie darbringt. Auch die Kirche weiß - wie Abraham -, daß die ihr verheißen= 4 Die Kirche greift in der heiligen Messe das Opfer unseres Vaters Abraham5 auf und bittet Gott, er möge versöhnt und gütig auf die reine, heilige, makellose Opfergabe6 schauen, die sie darbringt. Auch die Kirche weiß - wie Abraham -, daß die ihr verheißee Fruchtbarkeit von Gott kommt, von der Treue zu seinem Bund. Gott nimmt das Opfer an und beschenkt uns. Aber: »Gott schenkt, damit wir schenken können. Dies ist das Wesen des eucharistischen Opfers, des Opfers Jesu Christi; so drückt es seit ältesten Zeiten der römische Kanon aus: De tuis donis ac datis offerimus tibi - aus deinen Geschenken und Gaben schenken wir dir.«7

II. Im Evangelium8 spricht der Herr zunächst von der unguten Fruchtbarkeit falscher Propheten: Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. Das Volk Israel hat sie immer wieder als die trügerischen Verkünder erlebt: Sie weissagten im Namen des Baal und verführten mein Volk Israel (...); sie verkünden Visionen, die aus dem eignen Herzen kommen, nicht aus dem Munde des Herrn (...). Ich aber habe sie weder gesandt noch beauftragt, und sie sind diesem Volk ganz unnütz.9

Auch die Kirche hat sie von Anfang an gekannt. Paulus nennt sie falsche Brüder und Eindringlinge, die sich eingeschlichen hatten, um die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, argwöhnisch zu beobachten und uns zu Sklaven zu machen10, Petrus falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren verbreiten und den Herrscher, der sie freigekauft hat, verleugnen11.

Die Warnung des Herrn gilt zu allen Zeiten. Auch heute verbreiten manche statt Licht Dunkelheit, statt Klarheit Verwirrung, statt Einheit Zwiespalt. Wer wachsam und klug seinen Glauben schützen will, merkt sich das Unterscheidungsmerkmal: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben und von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Aber da auch eine schlechte Lehre sich den Anschein des Guten gibt, soll man sich bei ihrer Beurteilung nicht auf sich selbst, auf subjektive Eindrücke verlassen, sondern auf das lebendige Lehramt der Kirche, »das kraft der im Namen Christi ausgeübten Autorität die einzige authentische Instanz für die Auslegung des geschriebenen oder überlieferten Wortes Gottes ist«12.

Was garantiert aber die guten Früchte? Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.13 Dem Herrn begegnen in der Eucharistie als die Mitte des christlichen Lebens und in seinem Wort im persönlichen Beten. Die Askese - Zucht und Maß - bereitet das Feld dafür. »Dieser Hilfen müssen sich die Laien so bedienen, daß sie bei der echten Erfüllung ihrer weltlichen Pflichten in den gewöhnlichen Lebensverhältnissen die Vereinigung mit Christus nicht von ihrem Leben abspalten, vielmehr in dieser Vereinigung dadurch noch wachsen, daß sie ihre Arbeit gemäß dem Willen Gottes leisten.«14

Die Früchte reifen im geduldigen Tragen von Widerwärtigkeiten in einer Atmosphäre fragwürdiger Sucht nach totalem Wohlbefinden; in der Gelassenheit, mit der man fremde Fehler zu entschuldigen weiß; im Ernstnehmen der eigenen Pflicht; in der Zurückhaltung beim Gebrauch materieller Güter; im Dank für eine kleine Aufmerksamkeit; im pünktlichen Beginnen des Gebetes; im Bemühen, Zerstreuungen zu meiden und am bestmöglichen Ort zu beten.

Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund15: Wer nur auf sich selbst baut - auf sein Wissen, seine Erfahrung, sein Können -, bringt nur scheinbar Frucht, die rasch verdorrt. Wenn das Herz nicht Christus, sondern nur das eigene Ich kennt, sind Ratschläge bloß die Frucht eigener Klugheit und bleiben ohne übernatürlichen Sinnzusammenhang. Prüfen wir uns heute, ob unser Herz erfüllt ist von Gott, denn nur so können unsere Früchte gute Früchte sein. Und prüfen wir uns, ob wir auch in der Gegenwart Gottes zu leben suchen, bei der Arbeit und im Familienleben, denn dies sind die Orte, wo die anderen unsere guten Früchte pflücken werden.

III. Aus der religiösen Sendung der Kirche fließen »Auftrag, Licht und Kraft, um der menschlichen Gemeinschaft zu Aufbau und Festigung nach dem göttlichen Gesetz behilflich zu sein«16, aber eine weitverbreitete Fixierung auf materielle Güter, eine säkularisierte Lebenseinstellung machen viele dafür undurchlässig. Mit Säkularisierung »ist nicht bloß die Verweltlichung des gesellschaftlichen Lebens gemeint, auch nicht nur das Selbständigwerden der Lebensbereiche gegenüber dem bestimmenden Einfluß der Religion, sondern die Abschwächung und der Verlust religiöser Elemente in unserem Denken und Fühlen. Sehr viele Menschen leben, als ob Gott nicht existierte. Man erkennt diesen Schwund konkreter Religiosität z.B. daran, daß immer mehr Menschen ohne das Gebet am Morgen, am Abend oder bei Tisch auskommen. (...) Unser Leben und Denken insgesamt erscheint wie in sich abgeschlossen: Es läßt nicht einmal mehr einen Türspalt offen für das, was unsere Welt übersteigt und jenseits unserer Geschichte liegt.«17

Diese Situation »stellt das Christentum und die Kirche vor die radikalste Herausforderung, die die Geschichte bisher gekannt hat«18. Der Konsumismus fördert den Egoismus, die Blindheit angesichts der Nöte der Mitmenschen. Und »der Verachtung des anderen Menschen folgt die Selbstverachtung fast notwendig nach. Wenn der Mensch nichts Höheres zu erwarten hat als nur materielle Dinge, dann wird ihm die ganze Welt ekelhaft und leer.«19 Die Hoffnungslosigkeit hat viele Gesichter: Sucht, Abtreibung, Diebstahl, Ehescheidung, Gewaltbereitschaft, Kindesmißhandlung, Selbstmord. Bei aller Unterschiedlichkeit ist es, als ob der Mensch den Blick für das eigene Personsein und für das menschliche Antlitz des Nächsten verloren hätte.

Anstelle der christlichen Tugend der Hoffnung - »verankert= sein in Christus - entstehen dann Zerrbilder der Hoffnung. Es kommen irrationale, heidnische Glückserwartungen auf, man sagt ein neues kosmisches Zeitalter voraus. Wer sich aber von Christus befreit« gerät unwillkürlich in die Sklaverei von Götzen und wird von Naturängsten drangsaliert. Er ist dann wie ein kranker Baum, der nur schlechte Früchte bringt.»Die Gesellschaft braucht Christen, die gute Früchte bringen. »Viele meinen, die Beziehungen, die zwischen den einzelnen Menschen und dem Staat bestehen, könnten durch dieselben Gesetze geregelt werden, durch welche die vernunftlosen Kräfte und Elemente des Universums gelenkt werden. Diese Gesetze aber, die von ganz anderer Art sind, können selbstverständlich nur dort entnommen werden, wo sie der Schöpfer aller Dinge eingeschrieben hat, nämlich aus der Natur des Menschen.

Durch diese Gesetze werden die Menschen deutlich belehrt, wie sie ihre gegenseitigen Beziehungen im Zusammenleben mit anderen Menschen gestalten sollen; wie die Beziehungen zu regeln sind, die zwischen den Staatsbürgern und den staatlichen Behörden bestehen; ferner, wie die Staaten einander begegnen sollen; schließlich, in welcher Weise die einzelnen Menschen und Staaten und andererseits die Gemeinschaft aller Völker sich gegeneinander zu verhalten haben.«20 Eine Gesellschaft, die versucht, Gott und die Kirche aus ihrem Lebensraum zu verbannen und aus ihren Gesetzen zu tilgen, fügt ihren Bürgern schwersten Schaden zu.

Die Welt wird menschlicher, wenn sie Gott näher gebracht wird. Sind wir wirklich Salz und Licht für die anderen? An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor.

1 Gen 15,1-12.17-18. - 2 II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 16. - 3 ebd., 9. - 4 Katechismus der Katholischen Kirche, 762. - 5 Erstes Hochgebet. - 6 ebd. - 7 J.Ratzinger, Eucharistie - Mitte der Kirche, München 1978, S.25. - 8 Mt 7,15-20. - 9 Jer 23,13.16.32. - 10 Gal 2,4. - 11 2 Petr 2,1. - 12 Kongregation für die Glaubenslehre, Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen, 24.5.1990, 13. - 13 Joh 15,5. - 14 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 4. - 15 Lk 6,45. - 16 II.Vat.Konz., Konst. Gaudium et spes, 42. - 17 K.Lehmann, Hirtenwort zur österlichen Bußzeit 1992. - 18 Johannes Paul II., Ansprache, 11.10.1985. - 19 J.Ratzinger, Christlicher Glaube und Europa, München 1981, S.13. - 20 Johannes XXIII., Enz. Pacem in terris, 6-7.

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