Spanisch Deutsch Portugiesisch ---- Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch Portugiesisch
Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

VIERTER ADVENTSSONNTAG

21

ADVENT, ZEIT DER HOFFNUNG

Maria lehrt uns hoffen. Ursachen für Hoffnungslosigkeit und mangelnden Einsatz. Jesus Christus das höchste Gut.

Der Gegenstand unserer Hoffnung.

Vertrauen in den Herrn. Er kommt nie zu spät mit seiner Gnade und seiner Hilfe.

 

I. Geist des Advent - das heißt nicht zuletzt Marias Nähe zu suchen. Sie trägt Jesus in ihrem Schoße. Auch unser Leben ist ein Advent, ein etwas längeres Warten auf jenen entscheidenden Augenblick, da wir endlich mit dem Herrn auf immer vereint sind. Wir Christen wissen, daß wir diesen Advent allezeit gemeinsam mit Maria leben müssen, wenn wir mit Gewißheit das einzig wirklich Wichtige erreichen wollen: Jesus Christus in diesem Leben zu begegnen und später in der Ewigkeit.

Unsere Liebe Frau entzündet in unserer Seele die Freude; wer sie begleitet, den führt sie zu Christus. Sie ist die »Lehrmeisterin der Hoffnung. Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter (Lk 1,48), ruft sie aus. War diese Hoffnung, menschlich gesehen, überhaupt begründet? Wer war sie für die Männer und Frauen von damals? Die großen Heldinnen des Alten Testaments, wie Judit, Ester und Debora, gewannen schon auf Erden menschlichen Ruhm. (...) Welch ein Kontrast zwischen der Hoffnung Mariens und unserer Ungeduld! Oft fordern wir von Gott, er möge sofort das wenige Gute vergelten, das wir getan haben. Wir stöhnen, kaum daß die erste Schwierigkeit auftaucht. Nicht selten sind wir unfähig, in der Anstrengung auszuharren und die Hoffnung aufrecht zu erhalten.«1

Nicht wer vor Schwierigkeiten steht, verliert den Mut, sondern wer nicht nach Heiligkeit strebt und die Hoffnung aufgibt, sie zu erlangen. Mutlosigkeit entsteht durch einen schwächlichen Glauben, durch Verweichlichung, durch Lauheit und durch eine übertriebene Hinwendung zu irdischen Gütern, die als einzig wirklich angesehen werden. Die Mutlosigkeit verhindert schließlich, daß wir uns anstrengen, Gutes zu tun. Manchmal verlieren wir den Mut, heiligmäßig zu leben, weil wir willensschwach sind, ängstlich angesichts unserer ungeordneten sinnlichen Neigungen und eines mühevollen asketischen Kampfes. Auch die scheinbaren Mißerfolge in unserem inneren Kampf oder in unserem apostolischen Eifer können zu Mutlosigkeit führen: wer aber die Dinge um der Liebe Gottes und seiner Ehre willen tut, scheitert niemals: »Mach dir diese Wahrheit klar: dein Scheitern, jetzt und in dieser Angelegenheit, war ein Erfolg. - Sage dem Herrn Dank und fange von neuem an!«2 »Das war kein Mißerfolg: du hast Erfahrungen gesammelt. Vorwärts!«3

In wenigen Tagen sehen wir das Kind in der Krippe zu Betlehem liegen. Kann uns Gott einen größeren Beweis für seine Barmherzigkeit und Liebe geben? Und wenn Gott Mensch geworden ist und mich liebt, wie könnte ich es dann unterlassen, ihn zu suchen? Wie könnte ich die Hoffnung aufgeben, ihn zu finden, wenn er um meinetwillen kommt? Räumen wir also alle Mutlosigkeit aus; weder äußere Schwierigkeiten noch unser persönliches Elend zählen angesichts der Freude, die Weihnachten bringt; und Weihnachten ist nah.

 

II. Im Alten Testament ist die Hoffnung eines der kennzeichnenden Merkmale des Volkes Gottes. Alle Augen sind auf einen fern in der Zeit liegenden Punkt gerichtet. Von dort wird irgendwann der Messias kommen: »Die Bücher des Alten Testaments beschreiben die Heilsgeschichte, durch die die Ankunft Christi in der Welt in langsamem Voranschreiten vorbereitet wird«4»In der Genesis bereits wird vom Sieg der Frau über die Kräfte des Bösen gesprochen, von einer neuen Welt.5

Der Prophet Hosea verkündet, daß Israel sich in der ursprünglichen Liebe erneuern und aufblühen wird.6 Jesaja prophezeit mitten in den Enttäuschungen der Herrschaft Ahas' die Ankunft des Messias7; und Micha wird Betlehem in Judäa als die Stadt bezeichnen, in der er geboren wird8.

Nur wenige Tage fehlen noch, und wir sehen in Betlehem unseren Herrn. Von ihm redet die Botschaft aller Propheten, die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß, seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer und zeigte auf ihn, der unerkannt mitten unter den Menschen war. Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude, uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten, damit wir ihn wachend und betend erwarten.9

Von der Krippe in Betlehem bis zum Augenblick seines Aufstiegs in den Himmel verkündet Jesus Christus die Botschaft der Hoffnung. Er ist unsere Hoffnung10. In ihm haben wir die vollkommene Gewißheit, daß wir die verheißenen Güter auch erlangen. »In wachender Erwartung« blicken wir zum Stall von Betlehem, und wir begreifen, daß wir uns nur mit ihm vertrauensvoll dem Vater nähern können.

Der Herr selbst weist uns darauf hin, daß die christliche Hoffnung nicht auf die Schätze dieser Welt gerichtet ist, welche Motte und Wurm zerstören und Diebe stehlen11, sondern auf die Schätze des unzerstörbaren Erbes: die Glückseligkeit, Gott ewig zu besitzen.

Wir hoffen voller Vertrauen, daß er uns eines Tages die ewige Glückseligkeit gewährt, in diesem Leben aber die Vergebung unserer Sünden und seine Gnade. Das bedeutet, daß die Hoffnung zugleich auch auf alle Mittel gerichtet ist, die nötig sind, dieses Ziel zu erreichen. Denn auch irdische Güter können in dem Maße in die Hoffnung einbezogen werden, wie sie in Gottes Plan für unsere Erlösung vorgesehen sind.

Wir wollen in diesen Tagen gegen alle Anzeichen der Verzweiflung, gegen Mutlosigkeit und Antriebsschwäche und eine allzu starke Anhänglichkeit an materielle Güter kämpfen.

Hoffnung bedeutet, daß wir uns vertrauensvoll Gott ergeben und alles daran setzen, den asketischen Kampf immer wieder von neuem zu beginnen; daß wir ausdauernd sind im Apostolat und geduldig angesichts von Widrigkeiten, daß wir dieses Leben und alles, was sich in ihm ereignet, von einer jenseitigen Warte aus betrachten. »In dem Maße, wie die Welt ihrer christlichen Hoffnung enträt, bleibt ihr als Alternative nur jene Spielart des Materialismus, die wir kennen: das und sonst nichts. Ihre Erfahrung mit dem Christentum war wie die einer großen Liebe, einer Liebe für das ganze Leben. (...) Keine neue Stimme, die sich erhebt (...), wird einen Reiz für uns haben, wenn sie uns nicht zum Stall von Betlehem zurückführt, damit wir dort unseren Stolz beugen, unsere Nächstenliebe befruchten und unsere Ehrfurcht mit dem Ideal einer glänzenden Reinheit mehren.«12

 

III. Hört auf mich, ihr Verzagten, denen das Heil noch fern ist. Ich selbst bringe euch das Heil, es ist nicht mehr fern; meine Hilfe verzögert sich nicht.13

Unsere Hoffnung auf den Herrn muß um so hartnäckiger sein, je größer die Schwierigkeiten und je geringer unsere Mittel sind. Der heilige Lukas berichtet14, daß, als Jesus nach Kafarnaum zurückkehrte, alle schon auf ihn gewartet hatten. Unter all den Menschen gibt es einen Mann, den der Evangelist als Synagogenvorsteher kennzeichnet. Dieser fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, seine Tochter zu heilen. Er ist nicht zu stolz, seine Demut und sein Vertrauen in den Herrn öffentlich zu bekunden.

Auf einen Wink Jesu hin setzen sich alle zum Hause des Jaïrus in Bewegung. Die zwölfjährige Tochter rang bereits mit dem Tod. Und da, als man auf dem Weg zu dem Mädchen ist, nähert sich Jesus im Schutze der Menge von hinten eine Frau, die an einer Krankheit leidet, die sie nach dem Gesetz unrein macht; die Frau berührt den Saum seines Gewandes; denn auch sie ist von dieser Demut erfüllt.

Jaïrus hatte seiner Hoffnung und seiner Demut dadurch Ausdruck verliehen, daß er vor Jesus niedergefallen war. Diese Frau aber wollte unbemerkt bleiben, sie wagte es nicht, mit dem Herrn zu sprechen, denn sie glaubte, viel zu gering zu sein, als daß er sie beachten würde. Es genügte ihr, sein Gewand zu berühren.

In beiden Fällen vollzieht sich das Wunder. Die Frau, an der die Kunst so vieler Ärzte gescheitert war, wird für immer geheilt; und die Tochter des Jaïrus wird leben, obwohl der Zug wegen der Verzögerung erst ankommt, als das Mädchen bereits tot ist.

Was aber geschieht während des Vorfalls um die am Blutfluß leidende Frau mit Jaïrus? Anscheinend ist sein Anliegen untergegangen, und man kann sich seine Ungeduld leicht vorstellen, ist er doch Hilfe suchend zum Meister geeilt, als seine Tochter bereits im Sterben lag. Christus jedoch hat keine Eile.

Als Jesus schließlich eintrifft, ist das Mädchen bereits tot. Jede Rettung kommt zu spät. Gerade da aber, als nach menschlichem Ermessen nichts mehr zu tun bleibt und alle Umstände es nahelegen aufzugeben, gerade da kommt die Stunde der übernatürlichen Hoffnung.

Jesus kommt nie zu spät. Es bedarf nur eines stärkeren Glaubens. Jesus hat bewußt darauf hingewirkt, daß es »zu spät« war. Damit wollte er uns zeigen, daß die übernatürliche Hoffnung selbst noch auf den Trümmern menschlicher Hoffnung gründen kann und es hierzu nur eines grenzenlosen Vertrauens in ihn bedarf.

Die geschilderte Szene erinnert an unser eigenes Leben. Wie oft schien es, daß Jesus in unserer Not ausblieb. Dann aber gewährte er uns eine um so größere Gnade. Sie erinnert uns auch an Augenblicke vor dem Tabernakel, da wir Worte wie die folgenden in uns vernahmen: Hab' keine Furcht, glaube nur. Auf Jesus hoffen heißt auf ihn vertrauen, alles seiner Fürsorge überlassen. Und je schwächer die Möglichkeiten sind, auf die wir Menschen uns stützen können, desto mehr Vertrauen sollten wir in ihn setzen.

Die Verehrung der Mutter Gottes gibt uns Gewißheit, daß wir die ewige Glückseligkeit erlangen werden, zu der wir berufen sind. Maria ist wahrhaft »Hafen für die Schiffbrüchigen, Trösterin der Welt, Befreierin der Versklavten, die Freude der Erkrankten«15. Bitten wir sie, daß sie uns auf ihren Sohn Jesus Christus, den von den Propheten verheißenen Messias, voll des Glaubens warten lehrt, jetzt, in diesen Tagen vor Weihnachten, und immer. Die Jungfrau »leuchtet (...) hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn (vgl. 2 Petr 3,10) als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran.«16

 

 J. Escrivá, Freunde Gottes, 286. - 2 ders., Der Weg, Nr. 404. - 3 ebd., Nr. 405. - 4 II. Vat. Konz., Konst. Lumen gentium, 55. - 5 vgl. Gen 3,15. - 6 Hos 2,16-25. - 7 Jes 7,9-14. - 8 vgl. Mi 5,2-5. - 9 Präfation vom Advent II. - 10 vgl. 1 Tim 1,1. - 11 Mt 6,19. - 12 R. A. Knox, Die Wirkung von Weihnachten, Rundfunkansprache vom 29.12.1953. - 13 vgl. Jes 46,12-13. - 14 Lk 8,40-56. - 15 Alphons Maria von Liguori, Besuch beim allerheiligsten Sakrament, 2. - 16 II. Vat. Konz., Konst. Lumen gentium, 68.

* Editions Wort (Inhaber von Urheberrechten) hat uns ermächtigt, tägliche Meditation auf bestimmte Benutzer zum persönlichen Gebrauch zu verbreiten, und wollen nicht ihre Verteilung durch Fotokopieren oder andere Formen der Distribution.