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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
14. WOCHE - DONNERSTAG

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Die befreiende botschaft der Kirche

Die übernatürliche Sendung der Kirche.
Die Kirche - Leuchte auf dem irdischen Weg.
Werke der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

I. Jesus vollendet das Werk der Erlösung durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Nach der Himmelfahrt sendet er den Heiligen Geist. Die Jünger verkünden das Evangelium als Arbeiter, die in die Ernte Gottes geschickt werden, als Knechte, die die Geladenen zur Hochzeit rufen.1 Sie sind aber auch die Bevollmächtigten dessen, der selbst Gesandter des Vaters ist: Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.2 »Hier werden nicht nur erleuchtete Männer zu den Menschen geschickt, fähig, die Herzen anzurühren, sondern Beauftragte mit Vollmacht. Sie sind mehr als ihre menschliche Begabung und religiöse Erfülltheit, denn sie tragen das Amt.«3 Da deutet sich schon umrißhaft an, was die Kirche sein wird. Nach der Auferstehung erhalten Sendung und Vollmacht Konturen: Jesus will seine Verkündigung und sein Werk den Menschen aller Zeiten durch seine Gesandten zugänglich machen: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.4 »Eine heilige Folge der Sendungen wird hier deutlich. Jesus weiß sich gesendet vom Vater. Der wohnt im unzugänglichen Lichte (1 Tim 6,16). Niemand hat ihn gesehen. Er allein, der von Gott stammt, hat den Vater gesehen (Joh 6,46). Der Vater ist entrückt, keiner hat ihn je erreicht; erst der Sohn bringt Kunde von ihm. Der Vater redet nicht unmittelbar zu uns. Seine Offenbarung ist der Sohn, sein lebendiges Wort. (...) Jeder Versuch, unmittelbar zum Vater zu gelangen, kommt nur zu einer allgemeinen Göttlichkeit. Zum wirklichen Vater, dem letzten Geheimnis, kommt man nur durch den Sohn. Dazu, daß er ihn kundtue, ist Jesus gesendet. Er wiederum sendet die Apostel. Nicht sich redet Jesus, sondern den Vater. Ebenso sollen die Apostel nicht sich selbst reden, sondern Christus. So soll es durch alle Zeiten und bis an die Enden der Welt sein. Das bedeutet aber, daß die Apostel immer neu da sind: in Jenen, die mit ihnen im Zusammenhang der Amtsfolge stehen.«5

Das heutige Evangelium6 erzählt von einer ersten Sendung der Apostel, »zur Probe gleichsam, damit sie die Macht kennen lernen, die sie trägt, und die Menschen, die auf sie warten«7. Die letzte Sendung ist anders: endgültig, feierlich und vor allem universal, immer wieder durch ein alles, alle bekräftigt: Weil ihm alle Macht gegeben ist im Himmel und auf der Erde, sollen die Seinen zu allen Völkern gehen und alle Menschen zu seinen Jüngern machen, sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen und lehren, alles zu befolgen, was er ihnen geboten hat. Die räumliche und inhaltliche Weite dieses alles erscheint durch die Zeiten gesichert und geborgen in der abschließenden Versicherung: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.8

Bis zur Ankunft Christi haben die Propheten dem auserwählten Volk des Alten Testamentes die messianischen Verheißungen in einer verhüllten Bildersprache verkündet. Christus entschlüsselt sie. Seine Gesandten legen die geistliche Dimension seines Reiches offen dar. Die Erlösung, die Christus bringt, reicht tiefer als die Verheißung einer Befreiung von irdischem Ungemach, etwa vom Joch der römischen Besatzung: »Durch sein Kreuz und seine Auferstehung hat Christus unsere Erlösung gewirkt, eine Befreiung in ihrem tiefsten Sinne, weil sie uns befreit hat vom radikalsten Bösen, das heißt von der Sünde und der Macht des Todes.9

Der Apostel Paulus sagt: Ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.10 Auch die Kirche weiß nichts anderes außer Jesus Christus. Sie hat keine andere Sendung als die übernatürliche, die Christus in sie eingestiftet und den Aposteln zur Weitergabe übertragen hat. Dazu ist sie »ins Leben getreten: sie soll zur Ehre Gottes des Vaters die Herrschaft Christi über die ganze Erde ausbreiten und so alle Menschen der heilbringenden Erlösung teilhaftig machen, und durch diese Menschen soll die gesamte Welt in Wahrheit auf Christus hingeordnet werden.«11

II. Wozu ist die Kirche da? Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben12, hat der Herr gesagt. Die Kirche bleibt diesem Wort treu, denn sie »hat kein anderes Licht als das Licht Christi: man kann sie nach einem Bild, das den Kirchenvätern lieb war, mit dem Mond vergleichen, dessen ganzes Licht Widerschein der Sonne ist«13. Sie erhellt unseren Weg zum Heil durch die Mittel, die sie verwaltet, und will uns Schritt für Schritt zur Fülle des Lebens in Gott führen.

Wer nicht aus dem Glauben lebt, wird der Endlichkeit seines Lebens stoisch oder tragisch, skeptisch oder ahnungsvoll, in Würde oder verzweifelt entgegensehen. Wer glaubt, hofft auf die Vollendung, zu der ihn der irdische Weg führt. Er sieht dann die Kirche als Leuchte auf diesem Weg und findet in ihr alles, was er braucht, um nicht in die Irre zu gehen: Hoffnung in Augenblicken der Dunkelheit, Stärkung in der Schwäche. In der Nachfolge des Herrn weiß er Freude wie Mühsal bei ihm aufgehoben, der durch seine Menschwerdung nicht nur die Freuden, sondern auch die Mühen des menschlichen Lebens - Armut und Entbehrung, Leiden und Tod - auf sich genommen hat. Er sieht dann in den Bedrängnissen des Lebens die Vorläufigkeit des Irdischen und verfällt nicht dem Gedanken, sich bequem einzurichten, als hätte er das Ende seiner Wanderschaft schon erreicht. Er weiß dann, daß das einzige Übel, das ihn in die Irre führen kann, die Sünde ist.

Die Kirche ist ausschließlich auf das übernatürliche Ziel des Menschen ausgerichtet. Dazu verkündet sie das Wort Gottes und spendet die Sakramente. Auch wenn sie sich - in der Nachfolge ihres Meisters - jeder Parteinahme in zeitlichen Dingen enthält, bleibt sie nicht gleichgültig angesichts irdischer Probleme. »Das politische und wirtschaftliche Handeln der Gesellschaft gehört nicht direkt zu ihrer Sendung. Doch hat ihr der Herr das Wort der Wahrheit anvertraut, das fähig ist, die Gewissen zu erleuchten. Die göttliche Liebe, die ihr Leben ist, drängt sie zu wirklicher Solidarität mit jedem Menschen, der leidet. Wenn ihre Mitglieder dieser Sendung treu bleiben, wird der Heilige Geist, die Quelle der Freiheit, in ihnen wohnen, und sie werden Früchte der Gerechtigkeit und des Friedens in ihrer familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Umgebung hervorbringen.«14

Die Kirche ermuntert und befähigt ihre Kinder, Zeugen Christi in der Welt zu sein und ihre Verantwortung wahrzunehmen. Die Hoffnung auf das ewige Leben »schwächt nicht den Einsatz für den Fortschritt der irdischen Stadt, sondern gibt ihm im Gegenteil Sinn und Kraft. Man muß freilich irdischen Fortschritt und Wachstum des Gottesreiches sorgfältig unterscheiden, da sie nicht derselben Ordnung angehören. Diese Unterscheidung bedeutet jedoch keine Trennung; denn die Berufung des Menschen zum ewigen Leben unterdrückt nicht, sondern bestärkt seine Aufgabe, die Energien und Mittel, die er vom Schöpfer empfangen hat, einzusetzen, um sein zeitliches Leben zu entwickeln.«15

Caritas Christi urget nos16 - die Liebe Christi soll uns drängen, das Werk der Erlösung weiterzugeben. Dann werden wir zu Miterlösern in Christus für alle, die uns nahestehen: Angehörige, Freunde, Kollegen.

III. Auch wenn unsere Gesellschaft, oberflächlich betrachtet, vom christlichen Glauben geprägt wird, ist vielen die Kraft des Glaubens als persönliche Begegnung mit Christus doch verlorengegangen. Die einen suchen ihren Christus außerhalb der Kirche; die anderen suchen ihre Kirche außerhalb von Christi Wort. Sie sehen dann die Kirche als etwas Fremdes, wo das Periphere das Zentrum, Christus, verstellt. Aber die Kirche »ist nie ein Ziel in sich selbst, sondern hat ihren Ursprung immer in Jesus Christus und ist auf das Reich Gottes ausgerichtet. Man darf nie von ihr allein reden, wie man von anderen Institutionen reden kann. Sie ist keine in sich geschlossene Größe. Kirche ist immer in Bewegung: Sie kommt vom dreifaltigen Gott her und ist zu den Menschen gesandt. Darum sagen wir, daß die Kirche Werkzeug, Mittel und Sakrament Gottes für das Heil der Welt ist. Sie verfehlt ihre Aufgabe, wenn sie um sich kreist und sich nicht der Not der Welt sowie den Wunden der Zeit zuwendet und die Menschen zu Gott führt.«17

Wir sollten bedenken, wie fraglos in den Anfangszeiten der Kirche die Christgläubigen ohne endloses Reflektieren über ihr Selbstverständnis die Kirche ausbreiteten und gleichzeitig für die Nöte ihrer Zeit nach Abhilfe suchten. Bis heute ist die Kirche Anwältin der Notleidenden. »Vom Heiligen Geist geführt, geht die Kirche in Treue voran auf den Wegen jeder authentischen Befreiung. Ihre Glieder wissen um ihre eigenen Schwächen und ihren Rückstand bei dieser Suche. Eine große Zahl von Christen hat jedoch seit den Zeiten der Apostel ihre Kraft und ihr Leben für die Befreiung von jeder Form der Unterdrückung und für die Förderung der Menschenwürde eingesetzt. Die Erfahrung der Heiligen und das Beispiel so vieler Werke im Dienst am Nächsten sind Ansporn und Licht für die befreienden Initiativen, die heute gefordert sind.«18

Die Solidarität, die im Glauben an Christus gründet, hat viel tiefere Wurzeln als bloß menschliche Anteilnahme. Denn sie »ist nicht ein Gefühl vagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen nah oder fern. Im Gegenteil, sie ist die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das >Gemeinwohl< einzusetzen, das heißt, für das Wohl aller und eines jeden, weil wir alle für alle verantwortlich sind.«19

Diese Solidarität muß jeder nach seinen Möglichkeiten verwirklichen. Vielleicht läßt sich das heutige Evangelium in diesem Sinne deuten. Denn der Herr, der den Seinen den Auftrag gibt, hinzugehen und die Nähe des Himmelreiches zu verkünden, fordert sie auf, die Nöte der Menschen nicht zu übersehen: Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Das christliche Zeugnis sollen Werke der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit begleiten. Zu diesem Engagement gehört, die Grundsätze der christlichen Soziallehre zu kennen, durch welche »die Kirche die geschichtlichen Ereignisse unter dem Beistand des Heiligen Geistes im Licht der gesamten Offenbarung Christi deutet. Diese Lehre wird für Menschen guten Willens um so annehmbarer, je stärker sich die Gläubigen in ihrem Verhalten von ihr bestimmen lassen.«20 Von Christus heißt es in der Heiligen Schrift: Er zog umher, tat Gutes und heilte alle21.

1 vgl. Mt 9,38; Joh 4,38; Mt 22,3. - 2 Lk 10,16. - 3 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S. 279. - 4 Joh 20,21. - 5 R. Guardini, a.a.O., S. 136. - 6 Mt 10,7-15. - 7 R. Guardini, a.a.O., S. 70. - 8 vgl. Mt 28,18-20. - 9 Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über die Gewissensfreiheit, 22.3.1986, 3. - 10 1 Kor 2,2. - 11 II. Vat. Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 2. - 12 Joh 10,10. - 13 Katechismus der Katholischen Kirche, 748. - 14 Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über die Gewissensfreiheit, 61. - 15 ebd., 60. - 16 2 Kor 5,14. - 17 K. Lehmann, Hirtenwort zur österlichen Bußzeit 1992. - 18 Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über die Gewissensfreiheit, 57. - 19 Johannes Paul II., Enz. Sollicitudo rei socialis, 38. - 20 Katechismus der Katholischen Kirche, 2422. - 21 Apg 10,38.

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