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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

Jahreskreis
20. Sonntag (Lesejahr C)

12

im feuer

Ein anregendes Bild.
Das Herz Jesu.
Eine Wolke von Zeugen.

I. Es gibt Worte des Herrn, die aufhorchen lassen, weil sie nicht zu den Vorstellungen passen wollen, die man sich von ihm macht. Das Wort: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen1, gehört dazu. Ein feuriges Herz haben, Feuer und Flamme sein, Feuer fangen... Wir wissen gut, was damit gemeint ist. Christus - mild und demütig von Herzen - kennt die Leidenschaft, ein verzehrendes Drängen - das Feuer.

Wir wollen versuchen, in dieser Zeit des Gebetes dieses Bild vom Feuer zu betrachten. Bitten wir den Heiligen Geist, er möge uns jene tiefere Einsicht schenken, die jenseits der Sprachbilder im Geheimnis Gottes selbst liegt: Veni, Sancte Spiritus... Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.

Warum ist das Bild vom Feuer so anregend? Feuer ist ein geheimnisvolles Element - angesiedelt zwischen Geist und Materie, selbst nicht greifbar und doch alles ergreifend, reinigend oder verzehrend in seiner Wirkung, mit Licht und mit Asche, mit Wärme und mit Zerstörung, mit Läuterung und mit Verderben verwandt.

Gott offenbart sich »in seiner entgegenkommenden Güte zu den Menschen in menschlichen Worten«3 und mit Hilfe von Bildern, die uns aus der Erfahrung vertraut sind. Es scheint, daß in der Sprache der Heiligen Schrift kein Wort und kein Bild besser geeignet ist, Gottes Wirken auszudrücken, als das Bild vom Feuer. Zeichen und Hinweis des sich offenbarenden Gottes sind: die lodernde Fackel, die Abrahams Opfer verzehrt3, die Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug, der brannte und doch nicht verbrannte4, der Rauch, der den Berg Sinai einhüllte, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen5. Feuer begleitet auch die Berufung einiger Propheten. Ezechiel sieht eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein6, Jesaja7 sieht die Seraphim - die Brennenden, die Entbrannten - vor Gottes Thron und erkennt sich als ein Mann mit unreinen Lippen. Ein Seraphim trug in seiner Hand eine glühende Kohle (...). Er berührte damit meinen Mund. Jeremias' Schicksal als Prophet steht im Zeichen des Feuers: Du hast mich gepackt und überwältigt (...). Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern.8 Besonders Elija9 ist ein Prophet wie Feuer, mit Worten wie ein brennender Ofen und bereit für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt. Aber gerade er erfährt, daß es ein noch verblüffenderes Bild Gottes gibt als das Feuer; denn am Berg Horeb ging Gott an ihm vorüber weder im Sturm, noch im Erdbeben, noch im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfung gefaßt! (...) Denn im Feuer wird das Gold geprüft, und jeder, der Gott gefällt, im Schmelzofen der Bedrängnis! Feuer ist Reinigung und Erneuerung, Gericht und Strafe, aber auch Zuwendung, Begeisterung, Heil und deshalb auch ein Bild der Liebe: Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch Ströme schwemmen sie nicht weg.12

II. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Der Herr möchte die Seinen schon jetzt ganz von seinem Feuer ergriffen sehen, aber er weiß auch, daß dies ein Geschenk des Geistes sein wird - und der Geist ein Geschenk des Kreuzes: Ich muß mit einer Taufe getauft werden, in Leid und Tod hinabtauchen. »Er ist sich dessen bewußt, daß über seinem Haupt eine Verpflichtung schwebt entsprechend dem ewigen Plan des Vaters (vgl. Mk 8,31), lange bevor die geschichtlichen Gegebenheiten zur Erfüllung dessen führen, was vorausbestimmt war.= 13 Sein Empfinden - ist er doch Mensch - schreckt vor der kommenden Bedrängnis zurück: ich bin sehr bedrückt, solange sie - die Taufe im Leiden - noch nicht vollzogen ist.Als Jesus am Kreuze hing, bewahrheitete sich das Wort von der Freundschaft, das er in seiner Abschiedsstunde sprach: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.14 Seine Freunde - das sind wir alle, jeder einzelne Mensch im Laufe der Weltgeschichte. Mich dürstet!15 ist ein Ruf nach jedem von uns. »Der Durst auf den Lippen des sterbenden Christus am Kreuz drückt zum letzten Mal die Sehnsucht nach der Taufe aus, die er empfangen, und nach dem Feuer, das er auf der Erde entzünden muß.«16

Jesus hat das Feuer der Liebe Gottes in uns entzündet und uns den Namen des Vaters geoffenbart. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!17 Dies ist seine Verheißung, sein Auftrag und auch seine Bitte an uns: daß wir dem Geschenk seiner Liebe treu bleiben. Ein Kirchenvater versucht, das Wirken des Geistes mit einem Beispiel zu erklären: »Wenn das Feuer die schwere Masse des Eisens durchdringt und es ganz zu Feuer macht und so das Kalte heiß und das Schwarze leuchtend wird, wenn also das Feuer, das selbst ein Körper ist, in das Innere des Eisens eindringt und so ungehindert wirkt, was wunderst du dich da, wenn der Heilige Geist in das Innerste der Seele dringt?«18

Unsere Sehnsucht nach Gott ist die Antwort auf die Sehnsucht Jesu nach uns. Der Psalmist betet: Sucht sein Antlitz allezeit!19 Seit der Menschwerdung heißt dies: Such das Antlitz Christi! Er ist der Weg zum Vater! Und such ihn unablässig, ohne müde zu werden, ihn zu suchen. Der heilige Bernhard meint, »daß das Suchen nicht aufhören wird, wenn wir Gott gefunden haben. Nicht mit den Schritten der Füße wird Gott gesucht, sondern mit Schritten der Sehnsucht. Und das glückliche Finden vertreibt die Sehnsucht nicht, sondern steigert sie. Ist die Vollendung der Freude denn die Aufzehrung der Sehnsucht? Nein, die Vollendung der Freude ist Öl für die Sehnsucht: denn die Sehnsucht ist eine Flamme. Ja, so ist es. Das Maß der Fröhlichkeit wird voll gemacht, aber die Sehnsucht endet nicht und darum auch das Suchen nicht.«20

Wenden wir uns dem Herzen Jesu zu. »Dieses göttliche Herz ist der Abgrund alles Guten, in dem die Armen all ihre Not untertauchen sollen. Es ist ein Abgrund der Freude, in den wir all unsere Traurigkeit versenken sollen, ein Abgrund der Demut gegen unser Unvermögen, ein Abgrund des Erbarmens für alle Unglücklichen, ein Abgrund der Liebe, in dem unsere ganze Armut untergehen soll.«21 Als in den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts die heilige Margareta Maria Alacoque diese Worte schrieb und in Visionen den Auftrag erhielt, die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu zu verbreiten, war das christliche Leben bedroht:

»Der unter dem Zeichen des Herzens sich vollziehenden Schau der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes in Christus Jesus war eine providentielle Aufgabe beschieden. In der katholischen Frömmigkeit herrschte weithin der Jansenismus, der im wesentlichen auf der unnahbaren Gerechtigkeit aufbaute. Sein Einfluß war unermeßlich. Die Herz-Jesu-Frömmigkeit hat diesen Jansenismus überwunden. Auch der in der Kirche stark gewordene Rationalismus wurde durch die Herz-Jesu-Verehrung und ihre reichen Gemütswerte unsicher gemacht.«22

Die Anrufungen der Herz-Jesu-Litanei können uns zum kontemplativen Gebet hinführen: Feuerherd der Liebe, Wohnstatt der Gerechtigkeit und Liebe, König und Mitte aller Herzen, geduldig und voll Erbarmen, Quell des Lebens und der Heiligkeit, Sühne für unsere Sünden, mit Schmach gesättigt, wegen unserer Missetaten zerschlagen, bis zum Tode gehorsam, Quelle allen Trostes, Rettung aller, die auf dich hoffen, Hoffnung aller, die in dir sterben...

III. Da uns eine solche Wolke von Glaubenszeugen umgibt...23 Wer sind diese Zeugen? Ein erster Blick richtet sich auf die Urväter und Patriarchen des Alten Testaments, die sich als Fremde und Gäste auf Erden bekannt und Gottes Verheißung der Stadt mit den festen Grundmauern nur von fern geschaut und gegrüßt24 haben. Dann sehen wir »die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind«25. Was bezeugen sie uns? In der Heiligenpräfation beten wir zu Gott: »Die Schar der Heiligen verkündet deine Größe (...). Du schenkst uns in ihrem Leben ein Vorbild, auf ihre Fürsprache gewährst du uns Schutz und Hilfe und gibst uns in ihrer Gemeinschaft das verheißene Erbe. Ihr Zeugnis verleiht uns die Kraft, im Kampf gegen das Böse zu siegen und mit ihnen die Krone der Herrlichkeit zu empfangen.«26

Die Heiligen bezeugen uns, daß unsere Werke verdienstlich sein können, »denn in der Krönung ihrer Verdienste krönst du das Werk deiner Gnade«27. Auf ihr Beispiel gestützt, können wir mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und alle Last und Fesseln der Sünde abwerfen, »denn in der menschlichen Schwachheit bringst du deine göttliche Kraft zur Vollendung«28. Welch tröstliches Geschenk sind die Heiligen! »Als sichtbare Gemeinschaft und als äußeres Zeichen der in ihr wirkenden Gnade Christi bedarf die Kirche auch sichtbar erhobener personaler Zeichen, in denen ihre innere Heiligkeit bekundet und verbürgt wird, sei es zum Vorbild für das Streben nach Heiligung aller ihrer Glieder, sei es zum Zwecke einer wechselseitigen Beziehung zwischen der pilgernden und der in Christi Kraft triumphierenden Kirche, sei es auch zur Verehrung der Vollendeten, die uns Brüder und Schwestern bleiben und uns auf unserem Weg zum Ziel von Gott her Gnade erflehen.«29

Heute sind vielleicht mehr denn je Zeugen des Glaubens, der Nachfolge Christi, der Liebe zu den Menschen nötig: »Herolde des Evangeliums (...), die Experten im Umgang mit den Menschen sind, die das Herz des heutigen Menschen gründlich kennen, seine Freuden und Hoffnungen, Ängste und Sorgen teilen und zugleich beschauliche Freunde Gottes sein wollen.= 30 Wir denken an viele, die im gewöhnlichen Alltag ihr Glaubenszeugnis leben oder gelebt haben und uns teuer sind, weil sie - Eltern, Großeltern, Lehrer - uns Wege des Glaubens gewiesen haben. Besonders denken wir an das Zeugnis der Märtyrer. Ihre mit dem Tod bezeugte Treue zum heiligen Gesetz Gottes ist feierliches Zeugnis und missionarischer Einsatz usque ad sanguinem, auf daß nicht der Glanz der sittlichen Wahrheit in den Gewohnheiten und Denkweisen der Menschen und der Gesellschaft um seine Leuchtkraft gebracht werde.(...) Die Märtyrer und, im weiteren Sinne, alle Heiligen der Kirche erleuchten durch das beredte und faszinierende Beispiel eines ganz von dem Glanz der sittlichen Wahrheit umgeformten Lebens jede Epoche der Geschichte durch das Wiederbeleben des sittlichen Empfindens. Durch ihr hervorragendes Zeugnis für das Gute sind sie ein lebendiger Vorwurf für all jene, die das Gesetz überschreiten (vgl. Weish 2,12).«30 Heute, da viele meinen, Kompromisse mit den grundlegenden Wahrheiten des Glaubens und der Moral schließen zu können, mahnt uns der Hebräerbrief. Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.

Am Anfang unserer Meditation stand das Wort des Herrn vom Feuer. Die Heiligen haben in diesem Feuer gelebt, sie haben es - jeder auf seine Art - weitergegeben. Wie steht es mit unserer Entschlossenheit, Brennpunkte des Glaubens zu sein? »Die Welt hallt noch wider von dem göttlichen Ruf: >Feuer auf die Erde zu werfen bin ich gekommen und wie wünschte ich, daß es schon brenne.< - Und du siehst doch: fast überall ist es erloschen...

Willst du dich nicht aufmachen, den Brand überall auszubreiten?«32

12,49-53. - Katechismus der Katholischen Kirche, 101. - 15,17. - 3,2. - 19,18. - 1,4. - 6,1-7. - 20,7-9. - 48,1.10. - 19,12-13. - 2,1.5. - 8,6-7. - Johannes Paul II., , 5.10.1988. - 15,13. - 19,28. - Johannes Paul II, , 30.11.1988. - 15,9. - Cyrill von Jerusalem, Katechesen, 17,14. - 105,4. - Bernhard von Clairvaux, Predigten über das Hohelied, 84,1. - Margareta Maria Alacoque, Brief über die Bedeutung des göttlichen Herzens. - Th. Schnitzler, Die Heiligen im Jahr des Herrn, Freiburg 1978, S.182. - 12,1-4. - vgl. 11,10-13. - Präfation von Allerheiligen. - Präfation von den Heiligen I. - ebd. - Präfation von den Märtyrern. - L. Scheffczyk, Maria in der Verehrung der Kirche, Wien 1981, S.9. - Johannes Paul II., , 11.10.1985. - Johannes Paul II., Enz. Veritatis splendor, 93. - J. Escrivá, , Nr.801.

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