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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
6. WOCHE - SAMSTAG

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IM GEBET AUF IHN HÖREN

Verklärung Christi und die Auferstehung des Leibes.

Auf Jesus hören.

Die Normalität des Alltags.

 

1 werden Petrus, Jakobus und Johannes Zeugen der Verklärung des Herrn. Er hatte sie auf einen hohen Berg geführt, nur sie allein. Dort wurde er vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Von Lukas erfahren wir, wovon sie mit dem Herrn sprachen: von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte2. Auch während sie den Berg hinabstiegen, nahm Jesus Bezug auf seinen Tod: er verbot ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Ein Augenblick höchster Verklärung wird überschattet von Leiden und Tod - doch in der Düsternis verbirgt sich die Helle der Erlösung: »Am Beginn des öffentlichen Lebens steht die Taufe, am Beginn des Pascha die Verklärung. Bei der Taufe Jesu wurde >das Geheimnis der ersten Neugeburt kundgetan<: unsere Taufe; die Verklärung ist >das Sakrament der zweiten Wiedergeburt<: unsere Auferstehung. Schon jetzt haben wir an der Auferstehung des Herrn Anteil durch den Heiligen Geist, der in den Sakramenten der Kirche, des Leibes Christi, wirkt. Die Verklärung gibt uns eine Vorahnung der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, >der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes< (Phil 3,21). Sie sagt uns aber auch, daß wir >durch viele Drangsale ... in das Reich Gottes gelangen< müssen (Apg 14,22).«3

Dieselben Apostel, die später in Getsemani bei Jesus sind, werden auf dem Berg Zeugen seiner Herrlichkeit. Jesus würdigt »den dereinstigen Stellvertreter und Nachfolger Simon Petrus, den ersten künftigen Märtyrer-Apostel Jakobus (den Älteren) und Johannes, den menschlich geliebten Freund, als erste Sterbliche sinnenhaft die vergöttlichte menschliche Leiblichkeit des Herrn als eine ewige Frucht der kommenden Passion wahrzunehmen, die vergöttlichte Leiblichkeit, die den durch Jesus Christus erlösten Menschen nach Tod und Gericht erwartet. Sie dürfen einen Vorblick auf die Auferstehung des Leibes tun, die der sichtbare Ausdruck der Erlösung ist.«4

Das Licht, das aus Christus erstrahlte, machte Vergangenheit und Zukunft gegenwärtig. »Mose und Elias, die mit Jesus Zwiesprache halten, haben viele Jahrhunderte vor ihm gelebt; nun aber sind sie wirklich zur Stelle, und die Verklärung des Menschenleibes Christi, die aus dem Kreuzestod, der der für alle Menschen zu erlegende Preis ist, hervorgehen wird, >Zukunft< also noch, ist hier Gegenwart (...). Gott ist Allgegenwart, und er kann in seiner Schöpfung, wann und wie immer er will, Vergangenheit und Zukunft gegenwärtigsetzen.«5

Das Wort und das Leben Jesu enthalten alles, was Gott der ganzen Menschheit und jedem einzelnen Menschen hat mitteilen wollen. Auch wenn unsere Begegnungen mit Christus sich nicht im Sichtbaren ereignen, wissen wir, daß er das Licht ist, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet6 - jeden Menschen und jeden Augenblick seines Lebens - bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen7. Dieses Bild aus dem 2. Petrusbrief meint das Wort der Propheten, auch das Wort des Elija und des Mose, aber ebenso können wir es heute auf unsere Vollendung bei Gott beziehen. Das ist das Trachten unseres Lebens: In der Gegenwart auf Vollendung hin leben, weil die Menschwerdung des Sohnes Gottes alle Zeiten zusammenfaßt.

 

Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Auch das Zeugnis des Vaters über den Sohn ist für uns jetzt, in der Sammlung des Gebetes, Gegenwart. Auf ihn sollt ihr hören - das ist ein wesentlicher Teil des Betens. Wir sprechen mit dem Herrn über unsere Arbeit, unsere Familie, unsere Freunde, und er spricht zu uns und will uns zu einem Leben nahe bei sich führen.

An diesem Samstag - einem Unserer Lieben Frau geweihten Tag - schauen wir auf Maria, um von ihr zu lernen, wie dieses Hören sein soll. Zweimal heißt es im Evangelium: Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.8 Um auf Jesus zu hören, ist zuerst Sammlung der Seele nötig. Manchmal wird unser Beten einfach im Stillsein vor Gott bestehen. Wenn man mit einem Freund zusammen ist, stört die Stille nicht; erst im Umgang mit Menschen, die man nicht gut kennt, fühlt man sich gedrängt, immer etwas zu sagen - und dreht es sich auch nur ums Wetter. Ähnlich kann es dem Betenden ergehen: »Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist: Ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Beten sei Reden. Ich lernte aber: daß Beten nicht bloß Schweigen ist; sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören. Beten heißt: still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.«9

Marias Weg war ein Weg des Glaubens - eingetaucht in ein großes Geheimnis, das ihr ein ständiges Hinhören abverlangte. Alles im Herzen erwägend, wuchs in ihr das Verständnis für den Sinn jedes Ereignisses in ihrem Leben und im Leben ihres Sohnes: für die Freude der eigenen Berufung, für die Nähe des heiligen Josef in ihrem Leben, für die Armut in Betlehem, für die bange Flucht nach Ägypten, für die Suche nach dem Zwölfjährigen in Jerusalem und die Auffindung im Tempel und nicht zuletzt für die Zeit in Nazaret. Wir sollen unser eigenes Leben vor dem Herrn ausbreiten: Dinge, die wir nicht verstehen, Erlebnisse, die uns belasten, Entscheidungen, über die wir uns nicht im Klaren sind: Herr, was erwartest du von mir in dieser Angelegenheit? Wie kann ich besser meine Arbeit auf dich hin ausrichten? Wie dem Freund helfen?

Jede Rede Gottes ist im Feuer geläutert; ein Schild ist er für alle, die bei ihm sich bergen. Wenn wir es verstehen, in unserem Herzen aufmerksam für das Wort Gottes zu sein, erfahren wir, wie wahr die Worte des Psalmisten sind: Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.11 Er fordert uns zu mehr Großzügigkeit auf, er schenkt uns Kraft und Licht für unsere Entscheidungen.

Wie aber, wenn Gott uns nicht zu erhören scheint? Da in Christus Vergangenes und Zukünftiges gegenwärtig sind, dürfen wir dann Szenen aus dem Evangelium betrachten und auf unsere Situation beziehen, in denen etwas Ähnliches geschieht. Gelegentlich könnte man meinen, Jesus gehe an bittenden Menschen taub vorbei. Der blinde Bartimäus mußte an der Straße von Jericho lange rufen und sich gegen jene, die ihn zum Schweigen bringen wollten, behaupten.12 Ähnlich die kanaanäische Frau, die mit ihrem ständigen Rufen den Ärger der Jünger hervorrief.13 Jesus kannte die Sehnsucht dieser Menschen; er wollte nur ihren Glauben prüfen. Und einige wollte er stärken, um sie dann aussenden zu können. Auch dieser Gedanke kann uns helfen, das Gespräch mit dem Herrn zu suchen: »Der Herr hatte seine Jünger ausgesandt, das Reich Gottes zu verkündigen. Nachdem sie zurückgekehrt sind, ruft er sie zusammen und lädt sie ein, sich mit ihm an einen Ort der Stille zurückzuziehen, um sich ein wenig zu erholen. Welche Fragen wird Jesus ihnen dort gestellt haben? Und was alles wird er ihnen erzählt haben?

Nun - das Evangelium ist auch heute noch genauso aktuell.«14

 

III. Im Angesicht der Verklärung verstummen Jakobus und Johannes, auch Petrus ist überwältigt; doch er findet selbst jetzt - wie so oft - Worte, »überaus liebenswert in seiner Ahnungslosigkeit, in seiner dienstwilligen Geschäftigkeit. Dieser Mann will dem Himmel mit Bretterbuden zu Leibe rücken.«15 Rabbi, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine jür Mose und eine für Elija. »Die Antwort auf Simons sehr naiven, aber auch doch sehr liebevollen Vorschlag gibt Gott selbst.«16Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie aufeinmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Das ist die Antwort Gottes: die verhüllende Wolke, das Wort des Vaters und - das Zurück in den Alltag. Die Normalität tritt wieder in ihr Recht.

Für uns kann diese Normalität durchaus einmal im Sich-Abmühen, in Trockenheit beim Gebet bestehen. Solche Zustände können eine gottgewollte Läuterung sein. Auch große Heilige haben solche Zeiten durchgemacht. Die heilige Theresia von Avila berichtet über ihr Beten: »Ich beschäftigte mich einige Jahre hindurch mehr mit dem Verlagen nach dem Ende der Gebetsstunde, die ich für mich zu halten mir vorgenommen hatte, und mit Horchen auf den Schlag der Uhr als mit anderen guten Gedanken. (...) Die Traurigkeit, die mich beim Eintritt in das Oratorium befiehl, war fast unerträglich.«15Solche Zustände können auch schuldhaft sein. Prüfen wir deshalb einmal, wie wir auf Hindernisse reagieren: ob wir in Zerstreuungen einwilligen oder sie beiseite schieben, ob wir die eigentliche Gebetszeit konzentriert oder vielleicht doch allzu routiniert beginnen?

Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören... Jesus spricht zu uns im Gebet. Unwillkürlich denken wir an die Weisung Marias: Was er euch sagt, das tut!18 Der Herr sagt uns Tag für Tag, was wir tun sollen, durch die Eingebungen im persönlichen Gebet, durch Anregungen in der Beichte oder im geistlichen Gespräch.

Unsere Vorsätze müssen klar und präzise sein, sonst bleiben sie unwirksam: »Konkrete Pläne, und zwar nicht von einer Woche zur anderen, sondern von heute auf morgen und von jetzt auf gleich...«19

Die täglichen Vorsätze im geistlichen Kampf führen uns Schritt für Schritt zur Heiligkeit. Bitten wir Maria um ihren Beistand, damit wir im Hören und im Tun beharrlich sind. Sie ist immer der Weg zu Jesus. Vielleicht fällt uns am Ende unserer Gebetszeit ein neues Stoßgebet ein, mit dem wir uns im Laufe des Tages an sie wenden können. Wie oft haben wir die Szenen ihres Lebens betrachtet! Schließen wir heute mit einem Blick auf jenen entscheidenden Augenblick, da sie ihre Berufung entdeckte und unser Heil einleitete: »Wie liebenswert ist die Szene der Verkündigung! Wir haben sie oft im Geiste betrachtet: Maria betet, gesammelt, Leib und Seele ganz auf das Gespräch mit Gott gerichtet. Im Gebet erfährt sie den Willen Gottes, und betend läßt sie diesen Willen zum Leben ihres Lebens werden. Vergiß das Beispiel Unserer Lieben Frau nicht!.«20

Mk 9,2-13. - 2 Lk 9,31. - 3 Katechismus der Katholischen Kirche, 556. - 4 P. Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.96. - 5 ebd., S.97. - 6 Joh 1,9. - 7 2 Petr 1,19. - 8 Lk 2,19; 2,51. - 9 S. Kierkegaard, Ja zu jedem Tag, Stuttgart 1984, S.90. - 10 Spr 30,5. - 11 Ps 119,105. - 12 vgl. Mk 10,46ff. - 13 vgl. Mt 15,21ff. - 14 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.470. - 15 P. Berglar, a.a.O., S.98. - 16 ebd., S.99. - 17 Theresia von Avila, Leben, 8,7. - 18 Joh 2,5. - 19 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.222. - 20 ebd., Nr.481.

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