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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
28. WOCHE - MONTAG

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UNSER TÄGLICHES BROT

Wir bitten um alle lebensnotwendigen Gaben.
Die Eucharistie - Brot des Lebens.
Herr, gib uns immer dieses Brot!

I. Unser tägliches Brot gibt uns heute ...

Eine alte orientalische Geschichte berichtet von einem König, der seinen Sohn zu Anfang des Jahres für jeden Tag bis zum Beginn des nächsten Mondjahres großzügig mit Lebensmitteln versorgte. Doch eines Tages besann sich der König eines Besseren: er beschloß, seinem Sohn den Bedarf an Lebensmitteln nur für je einen Tag zuzuteilen; so sahen sich Vater und Sohn jeden Tag wieder.

Vielleicht können wir von da her der Bitte um das tägliche Brot im Vaterunser näherkommen. Wir bitten um das Brot für heute und wissen, daß auch morgen der Vater da sein wird.

Gott ist Vater - ein Vater, der unsere Not und unsere Bedürftigkeit kennt. »Es gibt Bilder vom Göttlichen, vor denen weder Bitte noch Dank möglich ist; etwa, wenn Gott nur als die heilige Ordnung der Welt oder als die Idee des Guten oder als das Geheimnis des Daseins verstanden wird. An einen solchen Gott kann sich das Herz des Menschen mit seiner Not nicht wenden. Vor ihm wäre die Bitte ebenso töricht wie der Dank. Das einzig Mögliche wäre Ehrfurcht oder Bewunderung. Die Offenbarung sagt aber, daß Gott lebendige Mächtigkeit ist; Kraft des Wollens und des Handelns; Person, die hören und gewähren kann. (...) Er ist der reiche Gott, wie die geistlichen Meister sagen; und nicht nur seines eigenen Reichtums froh, sondern auch bereit, ihn mitzuteilen.«1

Das Brot ist das Grundnahrungsmittel des Menschen. Mangel an Brot bedeutet Mangel an allem. Die Brotbitte des Vaterunser schließt alle Gaben ein, die für ein menschenwürdiges Leben notwendig sind - geistig wie leiblich. Wir bitten um das Notwendige für unseren Lebensunterhalt und um alles Nötige für das Heil der Seele. Das Brot versinnbildet alle Gaben, die wir von Gott erhalten.

Brot kann vieles bedeuten - und nicht zuletzt eben das unmittelbar Gemeinte: leibliche Nahrung. Wir dürfen also auch um irdische Güter bitten. Es liegt dann an uns, ihnen im Lichte des Glaubens den richtigen Stellenwert einzuräumen. Unser Herr schätzt die leibliche Not nicht gering. Wenn er in Kana Wasser in Wein verwandelt, dürfen wir bei aller Zeichenhaftigkeit des Wunders nicht vergessen, daß das Gelingen eines Dorffestes auf dem Spiel stand. Ein anderes Mal sehen wir ihn in Sorge um das leibliche Wohl von Menschen, die ihm von weither gefolgt waren. Und bei der Auferweckung der Jairus-Tochter fällt eine liebenswürdige Geste auf: Jesus bittet nämlich die Umstehenden, dem Mädchen etwas zu essen zu geben.

Mit unserer Bitte um das tägliche Brot erkennen wir an, daß unser ganzes Dasein von Gott abhängt. Der Herr will, daß wir Tag für Tag darum bitten, damit wir ihn Tag für Tag als den Vater erfahren, der für seine bedürftigen Kinder sorgt. Dabei halten wir uns gegenwärtig, daß das Brot auch ein Zeichen des Teilens, der Gemeinschaft, der Geschwisterlichkeit ist. Wir bitten solidarisch um das tägliche Brot für uns und für alle Menschen.

II. Die Kirchenväter deuten das Brot nicht nur als leibliche Speise, sondern sehen darin auch das Brot des Lebens, die Seelenspeise der heiligen Eucharistie. Der Herr selbst legt diese Deutung nahe: Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon ißt, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt. Johannes erinnert sich noch nach vielen Jahren genau an die Umstände jener Rede des Herrn: Diese Worte sprach Jesus, als er in der Synagoge von Kapharnaum lehrte.

Dort kam es zum Aufruhr: Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Und Jesus? »Als das Murren der Juden anhob, hätte der Widerspruch leicht gestillt werden können durch die Versicherung: Freunde, regt euch nicht auf; dies war nur eine bildliche Rede; die Speise bedeutet nur das Fleisch, ist es aber nicht! Nichts davon im Evangelium. Jesus verzichtet auf solche Sänftigung, er sagt nur mit neuer Nachdringlichkeit, daß dies Brot leibhaftig gegessen werden muß. Er sagt, daß der Glaube an den menschgewordenen Gott einen leibhaftigen Gott glaubt und daß dieser Glaube zum wahren, erfüllten Glauben, zum Einswerden erst wird, wenn er selbst leibhaftig ist, wenn er sakramentales Geschehen ist, in dem der leibhaftige Herr unsere leibhaftige Existenz ergreift Im Glauben der Kirche bekennen wir den realistischen Charakter der Worte des Herrn. Seine Gegenwart in uns nach dem Kommunionempfang ist nicht die geistige Präsenz des Freundes im Freund. Wir bekennen, »daß in dem erhabenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Weihe (Konsekration) von Brot und Wein unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig ist Mit anderen Worten: »Was uns hier gegeben wird, ist nicht ein Stück Körper, nicht eine Sache, sondern es ist er selbst, der Auferstandene - die Person, die sich uns mitteilt in ihrer durch das Kreuz hindurchgegangenen Liebe. Dies bedeutet, daß Kommunizieren immer ein persönlicher Vorgang ist. Es ist nie einfach ein gemeinschaftlicher Ritus, den wir abwickeln wie irgendwelche anderen gemeinschaftlichen Verrichtungen auch. Im Kommunizieren trete ich in den Herrn hinein, der sich mir kommuniziert.«7 Wir bitten jeden Tag um das tägliche Brot, wir können auch jeden Tag das Brot des Lebens empfangen, das uns in der Eucharistie gegeben wird.

III. Das Zweite Vatikanische Konzil nennt die Eucharistie »das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird.«8

Wir empfangen das Brot des Lebens als Geheimnis des Glaubens. Als viele Jünger sich zurückzogen und Jesus die Zwölf fragte: Wollt auch ihr weggehen? antwortete Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes »Petrus sagt nicht, er habe des Meisters Rede über das eucharistische Brot >verstanden<, sondern er bekennt abermals für sich und für alle von Jesus erwählten Apostel die Messianität des Meisters - die, sagt er, haben wir >geglaubt und erkannt<. Wir nehmen alles an, was von dir kommt, nicht weil wir es >geprüft< und vor der Schiedsstelle unseres Meinens und Dafürhaltens für wahr befunden haben, sondern weil wir durch die uns geschenkte Glaubensgnade, die wir nicht zurückweisen, erkannt haben, daß du der Heilige Gottes bist, der Messias.«10 Nicht die Haltung der murrenden Zuhörer Jesu in der Synagoge von Kapharnaum bringt uns weiter, sondern die des Petrus.

Die Theologie liefert uns Annäherungsversuche an das Geheimnis. Das ist zweifellos sinnvoll und anrengend. Aber das Eigentliche geschieht nicht im Nachdenken, sondern in der Anbetung. Ein so durchdringender Geist wie Thomas von Aquin nähert sich im Adoro te devote der »Gottheit tief verborgen« nicht als Fragender, sondern als gläubig Anbetender, denn: »Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm' ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.« Der große Philosoph und Theologe weiß, daß das Fehlen der sinnenhaften Erfahrung die Gewißheit nicht beeinträchtigt: »Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot, bet' ich dennoch gläubig: >Du mein Herr und Gott!< Tief und tiefer werde dieser Glaube mein, fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.«11

Wir können das Geheimnis der Eucharistie nicht begreifen, wir können nur anbeten. Josemaría Escrivá sagt uns: »Betet ihn in Ehrfurcht und Andacht an; erneuert in seiner Gegenwart aufrichtig die Hingabe eurer Liebe; sagt ihm ohne Furcht, daß ihr ihn liebt; dankt ihm für diesen täglichen Beweis seiner Barmherzigkeit, voller Zärtlichkeit, und weckt in euch den Wunsch, mit tiefem Vertrauen zur Kommunion zu gehen. Ich kann über dieses Geheimnis der Liebe nur staunen: Der Herr sucht mein armes Herz auf als seinen Thron, und er wird mich nicht verlassen, wenn ich mich nicht von ihm trenne.«12

Wir schließen unser Gebet. Im Verlauf der Auseinandersetzung in der Synagoge von Kapharnaum sagten die unverständigen Zuhörer, bevor sie den Herrn verließen: Herr, gib uns immer dieses Brot! Wir können diesem Wunsch die Tiefe gläubiger Sehnsucht verleihen: Gib uns alles, was wir als Menschen, die zur Gemeinschaft mit dir berufen sind, brauchen. Gib uns das irdische Brot Tag für Tag. Wir wollen es dankbar empfangen und mit unseren Brüdern und Schwestern teilen. Und gib uns das, was du das Brot des Lebens nennst.

R.Guardini, Vorschule des Betens, Mainz 1986, S.63. - vgl. 2,1ff; 14,13-21; 5,22-43. - 6,48-51. - 6,52. - J.Kard.Ratzinger, Eucharistie - Mitte der Kirche, München 1978, S.51-52. - Konzil von Trient, 1636; 568. - J.Kard.Ratzinger, Eucharistie - Mitte der Kirche, München 1978, S.55. - II.Vat.Konz., Konst. Sacrosanctum Concilium, 47. - 6,68. - P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.108. - Hymnus Adoro te devote. - J.Escrivá, Christus begegnen, 161. - 6,34.

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